Können Sie sich einen Spitalsarzt auch im T-Shirt vorstellen?

Können Sie sich einen Spitalsarzt auch im T-Shirt vorstellen?
Die Kleidung von Medizinern ist mehr als nur Geschmackssache. Eine neue Studie zeigt: Sie kann auch den Behandlungserfolg beeinflussen.

Müssen es im Spital unbedingt "Götter in Weiss" sein? Oder ginge auch rosa oder gelb, zum Beispiel? Oder - jetzt im Sommer - "Götter in kurzen Hosen"? Ein Forscherteam des Universitätsspitals Zürich untersuchte, welche Kleidung von Ärztinnen und Ärzten im Spital bei den Patientinnen und Patienten am besten ankommt. Damit ging es aber nicht um modische Präferenzen. Sondern um die Frage, welchen Einfluss die Wahl der Kleidung auf den Behandlungserfolg hat.

Denn die Wahl der Kleidung kann auch den Behandlungserfolg beeinflussen. Schon frühere Studien haben gezeigt, dass Patienten - meistens unbewusst - auf das Erscheinungsbild von Ärztinnen und Ärzten reagieren und die Kleidung großen Einfluss auf die Beziehung von Arzt und Patient hat.

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Hugo Sax leitet die Spitalshygiene am Universitätsspital Zürich.

Tritt ein Arzt sehr formell auf, traut scih ein Patient möglicherweise nicht, Probleme von sich aus anzusprechen. Bei einem legeren Outfit hingegen werden die Vorgaben zur Medikamenteneinnahme weniger strikt befolgt. "Die Kleidung hat also letztlich auch Einfluss auf den Behandlungserfolg", sagt Hugo Sax, Leiter der Spitalhygiene am Universitätsspital Zürich. "Wir haben in der Studie deshalb untersucht, welche Kleidung bei Ärzten im Spital bei Patienten Vertrauen erweckt, bei welcher Bekleidung sie Arzt und Ärztin als zugänglich und fürsorglich erleben, und ob sie auch die Fachkompetenz an einem bestimmten Outfit festmachen."

Was mehr als 800 Patienten sagten

Ein Team der Spitalshygiene Zürich befragte Patientinnen und Patienten und legte ihnen Bilder von Ärztinnen und Ärzten in verschiedenen Kleidungskombinationen vor. 834 Fragebögen konnten sie schleßlich auswerten.

Und dabei zeigte sich:

  • Mehr als jeder Dritte gab an, dass das Erscheinungsbild ihres Arztes wichtig für sie ist.
  • Ein Viertel vertrat die Ansicht, dass die Kleidung auch ihr Urteil über die Behandlung beeinflusse.

Und welche war die bevorzugte Bekleidungskombination? Das war das traditionelle Erscheinungsbild: Weisses Oberteil und Ärztemantel.  Diese Kombination schnitt insgesamt über alle Kategorien - "Vertrauen", "Zugänglichkeit", "Fürsorglichkeit" und "Fachkompetenz" am besten ab.

Auch bei der Frage, welche Kleidung Ärztinnen und Ärzte im Spital generell tragen sollten, war die Farbe Weiss unbestritten. Je nach Einsatzgebiet sind dabei Mäntel (z.B. in der Sprechstunde) oder weisse Oberteile (z. B. in der Notfallstation) akzeptiert. Im Operationsbereich hingegen wird meistens grün getragen, weil die Farbe nicht blendet.

Der weiße Ärztemantel sei nicht nur eine Tradition oder ein Statussymbol, sagt Sax: "Weil im Spital Personen mit verschiedenen medizinischen Berufen auftreten, hilft die Bekleidung, deren Funktionen zu erkennen und zu unterscheiden."

Bisher zu wenig beachtet

Die Studie habe gezeigt, dass das Erscheinungsbild von Ärztinnen und Ärzten von den Patienten - teils bewusst, teils unbewusst - durchaus wahrgenommen wird. "Weil das sogar Auswirkungen auf den Erfolg der Behandlung haben kann, lohnt es sich, die Kleidung gezielt an das Umfeld und die damit verbundenen Erwartungen der Patientinnen und Patienten anzupassen. Dieser Aspekt wurde bisher bei der Kleiderwahl wenig beachtet."

Die Studie ist im British Medical Journal erschienen.

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Händedesinfektion: Patienten sollen fragen, ob sie durchgeführt wurde.

Das Händewaschen ist entscheidend

Was die Hygiene im Spital betrifft, ist der regelmäßige Kleiderwechsel und vor allem das regelmäßige Händewaschen wichtiger als die Farbe der Bekleidung, betont Experte Sax.

Die Weltgesundheitsorganisation definiert fünf Punkte, wann bei Ärzten Händehygiene notwendig ist:

  • vor Patientenkontakt,
  • vor aseptischen (keimfreien) Tätigkeiten an Patienten (z.B. Einführen eines Katheters),
  • nach Kontakt mit potenziell infektiösem Material wie Körperflüssigkeiten (z.B. Speichel, Blut) oder -ausscheidungen (Harn, Stuhl),
  • nach Patientenkontakt,
  • nach Kontakt mit der unmittelbaren Patientenumgebung.

Zum einen können Patienten darauf achten, dass diese Empfehlungen vom Krankenhauspersonal eingehalten werden. Darüber hinaus können sie selbst und ihre Besucher insbesondere durch Händehygiene zur Verhinderung von Infektionen maßgeblich beitragen.

Wann Patienten ihre Hände reinigen sollten:

  • nach dem Toilettenbesuch,
  • vor dem Essen,
  • nach Schnäuzen, Husten oder Niesen.

Besucher solten ihre Hände beim Eintreffen im Krankenhaus sowie vor und nach dem Besuch eines Patienten reinigen.

 

 

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