Influenza: Fünf Tage isoliert im Grippezimmer
Station 16J im Wiener AKH. Vor Zimmer fünf (Aufschrift: „Grippezimmer“) sind in Kopfhöhe drei Packungen mit Einweghandschuhen („Small, medium, large“) montiert. Dazu gibt es stapelweise grüne Hauben, blaue Mäntel und sogenannte FFP2-Mund-Nase-Masken: Diese schützen vor Viren in der Atemluft. Ansteckungen können damit vermieden werden. Jeder, der dieses Zimmer betritt, muss diese Schutzkleidung anlegen, sagt Heinz Burgmann, Leiter der Klinischen Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin der MedUni Wien. In der Regel sind die Patienten fünf Tage isoliert.
Grippewelle hält an
Solche Grippe-Zimmer in den Spitälern sind derzeit gut gebucht: In der Vorwoche ist die Zahl der Erkrankten neuerlich angestiegen – alleine in Wien gab es 10.600 Neuerkrankungen (in der Woche davor waren es 9.300). Insgesamt verläuft die Grippewelle heuer aber – zumindest bisher – laut den Virologen der MedUni Wien „moderat“ - der KURIER berichtete.
Die Influenza-Patienten auf der Infektionsstation haben in der Regel schwerwiegende Grunderkrankungen, etwa Atemwegs- oder Herzleiden. Obwohl die Zahl der Infektionen heuer bis jetzt – zumindest bei den Erwachsenen – geringer ist als im Vorjahr, gibt es heuer mehr schwere Krankheitsverläufe, sagt Burgmann: Im Vorjahr dominierte Influenza B – und diese Infektionen verlaufen häufig milder. Heuer hingegen ist ein Influenza-A-Stamm – A(H1N1) – vorherrschend, und der löst heftigere Symptome aus.
Tod eines Kindes
Auch bei Kindern kommt es immer wieder zu schweren Krankheitsverläufen – zumeist bei Kindern mit Grunderkrankungen. Laut einer Untersuchung des steirischen Kinderarztes Werner Zenz starben 2017/2018 in Österreich neun Kinder, bei denen eine Influenza-Infektion nachgewiesen werden konnte. Sechs hatten eine Vorerkrankung, drei waren ansonsten aber völlig gesund.
Auch an der Kinderklinik des AKH Wien starb in der Vorwoche ein Kind im Volksschulalter ohne Grunderkrankung an den Folgen einer Influenza-Infektion. „Das sind tragische Verläufe“, sagt Kinderfacharzt Zsolt Szépfalusi. „Eine Influenza-Infektion verläuft von ihrer Dynamik her extrem schnell, innerhalb weniger Stunden ist man schwer erkrankt. Es ist vorher nicht wirklich absehbar, wen es mit so einem schweren Verlauf trifft und wen nicht.“ Häufiger sind derart schwere, lebensbedrohliche Krankheitsverläufe aber bei Kindern und Erwachsenen mit Grunderkrankungen.
Bei Säuglingen, die nicht mehr trinken, muss sofort ein Arzt aufgesucht werden – sonst besteht die Gefahr der lebensbedrohlichen Austrocknung. „Ein fünf Kilo schwerer Säugling, der einen Tag nicht trinkt, verliert ein Kilogramm an Gewicht.“
Szépfalusi betont aber auch: „Bei den allermeisten Kindern ist der Verlauf einer Influenza-Infektion nicht so schwer. Man muss die Erkrankung und die Erholungsphase trotzdem ernst nehmen. Die Kinder müssen sich, ebenso wie die Erwachsenen, schonen – und sollten nicht frühzeitig wieder in die Schule gehen.“
Hoffen auf Universal-Impfstoff
Nicht mehr jedes Jahr gegen Influenza impfen müssen – das würde die Akzeptanz der Grippe-Impfung deutlich erhöhen: Viele Forscher arbeiten daran, auch der aus Österreich stammende Virologe Peter Palese in New York. Australische Forscher berichteten jetzt, dass bestimmte Abwehrzellen des Körpers alle Virentypen effizient bekämpfen – und diese Zellen könnten die Basis für die Entwicklung eines universellen Impfstoffes sein.
Mangelhaftes Wissen
Eine neue Studie der MedUni Wien wiederum ergab, dass die meisten Menschen die „echte“ Grippe (beginnt blitzartig mit Gliederschmerzen und Fieber) von einem grippalen Infekt (startet eher langsam mit Halsschmerzen, Schnupfen, Husten) nicht unterscheiden können. Studienleiterin Kathryn Hoffmann: „Unsere Studie zeigt aber, dass die Menschen immer dann, wenn Fieber eines der Symptome ist, sofort an eine ,echte‘ Grippe denken.“
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