Hund leckt seinen Besitzer: Drei Wochen später ist dieser tot

Tödliches Lecken: Bei einem 63-Jährigen aus Bremen war das der Fall.
Das Rote Kreuz Krankenhaus in Bremen veröffentlichte den tragischen Fall in einer Fachzeitschrift.

Es ist eine dramatische, beinahe unglaubliche Geschichte: Ein 63-jähriger Mann aus Bremen wurde von seinem eigenen Hund geleckt - nicht gebissen, nicht gekratzt, nur berührt. Daraufhin verschlechterte sich sein Zustand derart, dass er auf der Intensivstation vom Roten Kreuz Krankenhaus in Bremen behandelt werden musste. Trotz bestmöglicher Therapie starb er schließlich an multiplem Organversagen. Die Zeitung Neue Westfälische hat den Fall veröffentlicht, nachdem das Fachmagazin European Journal of Case Reports in Internal Medicine einen wissenschaftlichen Fachartikel der behandelnden Ärzte publiziert hatte.

Der Mann entwickelte zunächst grippeartige Symptome mit Muskel- und Gliederschmerzen. "Drei Tage lang war er kurzatmig und hatte 39 Grad Fieber, bevor er ins Krankenhaus gebracht wurde", schreibt die Neue Westfälische. Laut dem wissenschaftlichen Fachartikel kam fleckige bis flächenhafte Hauteinblutungen und Blutergüsse an den unteren Gliedmaßen dazu. Offene Wunden hatte er keine.

Auf der Intensivstation wurde der Hundebesitzer mit Antibiotika und weiteren Medikamenten behandelt, um einer - vorerst nicht bekannten - Infektion entgegenzuwirken. Aber nichts wirkte. Sein Zustand verschlechterte sich, es kam zu einer schweren Sepsis ("Blutvergiftung") mit mehrfacher Organschädigung: Hirnschädigung, Darmverschluss, Leber- und Nierenversagen.

Eine bakterielle Infektion

Erst am vierten Tag des Spitalaufenthaltes erbrachte eine Laboruntersuchung die genaue Ursache all dieser Symptome: Eine Infektion mit dem Bakterium Capnocytophaga canimorsus.

Doch da war es zu spät: 16 Tage nach der Spitalsaufnahme starb der Mann an multiplem Organversagen.

Das Bakterium kommt in der normalen Mundhöhlenfora von Hunden vor. In seltenen Fällen kann es nach Hundebissen beim Menschen zu Infektionen führen. Seit der Entdeckung 1976 belaufen sich die gegenwärtigen Schätzungen der Infektionshäufigkeit auf einen Fall pro eine Million Menschen.

Mehr als 60 Prozent der bekannten Fälle bisher traten bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem, entfernter Milz oder Alkoholmissbrauch auf. Bei diesen ist auch das Risiko eines tödlichen Verlaufs hoch. Allerdings gehörte der 63-Jährige zu keiner dieser Risikogruppen.

Bisher ist in der Fachliteratur nur ein Fall dokumentiert, wo sich ein Hundebesitzer mit intaktem Immunsystem und generell sehr gutem Gesundheitszustand infiziert hat - ein US-Amerikaner. Er verlor als Folge der Infektion Teile der Arme und Beine.

2014 wurde ein Todesfall nach einem Hundebiss beschrieben - allerdings bei einem Erkrankten mit geschwächtem Immunsystem.

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