Herz-Operation: Wann sie ohne Herz-Lungen-Maschine möglich ist

Als Behandlungsziel gilt grundsätzlich eine Senkung auf unter 140/90 mmHg.
Bypass, Herzklappen, Defibrillator: Welche Verfahren und Techniken es heute gibt.

Oberarzt Peter Poslussny ist Facharzt für Chirurgie, Herzchirurgie und Gefäßchirurgie im Herzzentrum Krankenhaus Hietzing und Gastprofessor der MedUni Wien.

Herz-Operation: Wann sie ohne Herz-Lungen-Maschine möglich ist

Herzchirurg Oberarzt Peter Poslussny.

Ich erhielt vor sieben Jahren drei Bypässe am Herzen. Man klärte mich auf, dass die Operation ohne Herz-Lungen-Maschine (HLM) durchgeführt wird und es ging mir rasch wieder gut. Ist das jetzt Routine?

Vor etwa zwanzig Jahren sah es so aus, als würde die Bypasschirurgie ohne Herz-Lungen-Maschine (HLM) einen regelrechten Boom erleben. Ich selbst hatte damals die Ehre, mit einigen Pionieren dieser Technik operieren zu dürfen. Wirklich durchgesetzt hat sich dieses Verfahren nicht, es wird heutzutage mehrheitlich mit einer Herz-Lungen-Maschine operiert. In etlichen Studien, zuletzt publiziert im heurigen Februar, waren die Langzeitergebnisse beider Verfahren durchaus ähnlich.

Meine Mutter, 82, benötigt eine neue Herzklappe (Aortenklappe). Aufgrund ihres Alters wurde ihr zu einem Vorgehen ohne Verwendung der Herz-Lungen-Maschine geraten. Wie funktioniert das?

Seit einigen Jahren kann man eine verengte Aortenklappe mittels Kathetertechnik durch Vorschieben und Aufdehnen einer Klappenprothese ersetzen. Als standardisierte Zugänge wählt man entweder die große Leistenarterie, die Schlüsselbeinarterie, aber auch die Herzspitze. Bei letzterem Verfahren verwendet man einen Zugang im linken Brustbereich, etwa in Höhe der vierten oder fünften Rippe. Gemäß internationaler Richtlinien (Guidelines) müssen ein Kardiologe und ein Herzchirurg gemeinsam den Eingriff durchführen.

Bei mir wurden eine abgeschwächte Herzleistung und ein Vorhofflimmern festgestellt. Ich benötige einen Defibrillator. Ist für diese Operation eine Herz-Lungen-Maschine notwendig?

Nein, in aller Regel nicht. Der Operateur sucht eine geeignete Vene im Bereich der linken Brust aus und platziert über diese unter Röntgensicht die Sonden des Defibrillators. In Anwesenheit eines Mitarbeiters der Firma, die das Gerät erzeugt und vertreibt, werden die einzelnen Sonden auf ihre Funktionstauglichkeit überprüft und diverse Messwerte dokumentiert. Auch eine Vollnarkose ist in den meisten Fällen bei diesen Eingriffen nicht notwendig.

Meine Schwester, 52, erlitt vor etwa sechs Wochen einen leichten Schlaganfall. Bei der Durchuntersuchung fand man im Herzultraschall einen Tumor in der linken Vorkammer. Ein Herzchirurg riet zur dringenden OP.

Ein Tumor im Herzen muss in jedem Fall entfernt werden! Erstens besteht das Risiko für einen weiteren Schlaganfall, da sich immer wieder Gerinnsel bilden können, die über den Kreislauf in das Gehirn gelangen. Zweitens kann es sich, was extrem selten, aber möglich ist, um einen bösartigen Tumor handeln. Dann wäre eventuell eine Nachbehandlung möglich. Zumeist findet man „Myxome“, gutartige Tumore, die sich meist relativ einfach entfernen lassen. Die Eingriffe finden unter Zuhilfenahme der Herz-Lungen-Maschine statt.

OA Peter Poslussny am Telefon (01/526 57 60): Do., 14. 03.,14 bis 15 Uhr.

eMail: gesundheitscoach@kurier.at

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