Dieses Lied beruhigt vor einer OP genauso wie ein Medikament

Dieses Lied beruhigt vor einer OP genauso wie ein Medikament
Weltweit haben Forscher erstmals die Wirkung von Entspannungsmusik und Beruhigungsmitteln verglichen - mit einem überraschenden Ergebnis.

Musik kann die Angst und Aufregung von Patienten vor einem ambulanten Eingriff mit lokaler bzw. regionaler Anästhesie (z.B. kleine chirurgische Eingriffe am Knie oder der Hand) genauso gut reduzieren und dämpfen wie ein Beruhigungsmittel.

Das zeigt jetzt eine Studie der US-amerikanischen Universität von Pennsylvania. Weltweit erstmals wurde dabei die Wirkung eines Beruhigungsmittels mit der Wirkung von spezieller Entspannungsmusik verglichen. Die Studie ist im Fachjournal Regional Anestesia & Pain Medicine erschienen.

Wie die Studie ablief

157 Patienten nahmen an der Studie teil. Alle hatten eine sogenannte periphere Nervenblockade vor sich: Dabei wird das Lokalanästhetikum, das Betäubungsmittel, in unmittelbarer Nähe zu Einzelnerven injiziert, um die Wirkung der Anästhesie auf das für die Operation erforderliche Gebiet zu beschränken. Die Patienten wurden in zwei Gruppen geteilt:

  • Eine Gruppe erhielt vor der Anästhesie eine Injektion von ein bis zwei Milligramm des Beruhigungsmittels (Benzodiapezin) Midazolam.
Dieses Lied beruhigt vor einer OP genauso wie ein Medikament
  • Die andere bekam geräuschunterdrückende Kopfhörer und hörte den Song "Weightless" der britischen Band Marconi Union.

Dieses Lied wurde bereits 2017 im Rahmen einer Studie von britischen Wissenschaftern als jener Song ermittelt, bei dem die Studienteilnehmer am besten entspannen konnten. Seither wird er immer wieder als "der entspannendste Song der Welt" bezeichnet. Das achtminütige Musikstück wurde in Kooperation mit Klangtherapeuten komponiert und senkt Herzschlag, Blutdruck und Atemfrequenz.

Die Forscher ermittelten vor der Gabe des Beruhigungsmittels bzw. vor dem Hören des Liedes das Ausmaß von Angst und Beunruhigung in beiden Gruppen - einerseits durch spezielle Testverfahren, andererseits durch das Messen von Werten wie Blutdruck oder Herzfrequenz.

Danach wurden die Tests dann ein zweites Mal durchgeführt.

In beiden Gruppen zeigten sich ähnlich positive Effekte. Die Teilnehmer in beiden Gruppen waren in gleichem Ausmaß ruhiger, entspannter und weniger ängstlich und unsicher. Das Hören der Musik und das Beruhigungsmittel hatten also weitgehend dieselbe Wirkung.

"Unsere Studie zeigt, dass es vor bestimmten Eingriffen wie Nervenblockaden zur Beruhigung der Patienten Alternativen zu den Medikamenten gibt", sagt die Anästhesistin und Intensivmedizinerin Veena Graff von der Universität von Pennsylvania. "Musik erhellt das Emotionssystem im Gehirn." Auch das Belohnungssystem wird aktiviert.

Für die Patienten der medizinischen Einrichtungen der Universität (Penn Medicine) hat die Studie übrigens bereits - positive - Konsequenzen: "Wir haben ein Projekt gestartet, unser chirurgisches Zentrum für ambulante Eingriffe mit Kopfhörern auszustatten. Unser Ziel ist, den Patienten Musik als Alternative zu Medikamenten anzubieten, um sich vor einem Eingriff beruhigen zu können."

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