Warum wir jetzt frische Birnen essen

Birnen im Winterschlaf.
Zwischen Juli und Februar essen wir Birnen aus heimischem Anbau, aber wie kann das sein? Obst-Produzent Bernhard Ramminger erklärt im Interview mit dem KURIER, wie Birnen so lange lagerfähig sein können.

Die "Gute Luise" und "Williams Christ" oder "Kaiser Alexander" – Birnen gehören zu den liebsten Obstsorten der Österreicher. Bekanntlich zählt das Kernobst aus der Familie der Rosengewächse zum klassischen Sommer- und Herbstobst. Zwar darf dieses in der Weihnachtszeit in Form von Dörrobst im traditionellen Kletzenbrot nicht fehlen, allerdings zeigen sich Kunden ob des derzeit aktuellen Angebots in Supermärkten stark verwundert.

Denn die frischen Birnen im Handel kommen aus heimischem Anbau: Wie das sein kann, erklärt Bernhard Ramminger, Obst-Produzent und Vorstandsvorsitzender des Erzeugerverein OPST, im Gespräch mit dem KURIER.

Wann wurden die Birnen geerntet, die wir derzeit essen?
Bernhard Ramminger: Jetzt kommt vor allem eine Sorte namens "Novemberbirne" in den Verkauf, die Mitte Oktober geerntet wurde.

Täuscht der Eindruck, dass es früher keine frischen Birnen im Winter gab?
Nein, die "Novemberbirne" wird in Österreich erst seit rund 15 Jahren angebaut, damit es eben auch im Winter Früchte aus heimischem Anbau gibt. So ist die "Boscs Flaschenbirne" nur bis Jänner lagerfähig und war früher vor Weihnachten bereits ausverkauft.

Welche Birnen eignen sich für die Lagerung in Hallen?
Es eignen sich nicht alle Birnen zur Lagerung, da sie anders als Äpfel sehr empfindlich sind. Aus diesem Grund werden ständig neue Sorten gekreuzt, um die Lagerfährigkeit zu verbessern.

Wird Birnen ein Gas zugesetzt, damit sie länger frisch bleiben?
Nein, das macht man bei Birnen nicht. Es reicht, wenn die Früchte bei rund 0 bis minus 2 Grad gelagert werden: Bei diesen Temperaturen würden Äpfel kaputt gehen, die "Novemberbirne" hingegen wird so bis März lagerfähig. Die Herausforderung bei solchen niedrigen Temperaturen ist, dass das Kühlaggregat nicht einfriert.

Welche Birnensorten sind in Österreich am beliebtesten?
Österreich hat in den vergangenen Jahren viel Anbaufläche eingebußt. Auch die Vermarktung von Birnen ist nicht so optimal gelaufen wie bei Äpfeln. Derzeit gehören die "Boscs Flaschenbirne", die "Gute Luise" und "Williams Christ" zu den beliebtesten Sorten, wobei Letztere zwar für die Schnaps-Herstellung relevant ist, aber nicht lange haltbar ist.

Wieso gibt es weniger Anbaufläche?
In Zeiten, wo Äpfel gutes Geld gebracht haben, haben sich die Landwirte auf Äpfel konzentriert. Wir bauen heuer die belgische Sorte "Migo" angebaut, eine Kreuzung aus der Sorte "Conference": Durch die längere Haltbarkeit von neuen Sorten wie "Migo" soll auch die Vermarktung verbessert werden.

Gibt es einen Unterschied zu Äpfeln bei der Ernte?
Äpfel schwimmen in ihre Verpackungen, tatsächlich schwimmen Birnen im Wasser nicht. Es braucht also spezielle Maschinen zum Sortieren.

Wie sollen Birnen am besten lagern?
Birnen sind sehr druckempfindlich und sollten im Kühlschrank gelagert werden. Wer unreife Birnen zusammen mit reifen Äpfeln lagert, sorgt für einen Reifungsschub bei unreifem Obst.

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