Eine vegane Welt mit glücklichen Tieren

Wilde Kühe in einer Welt ohne Nutztiere.
Die Doku "The End of Meat" beleuchtet vegane Zukunftsszenarien: Haben wir genug Anbauflächen für eine vegane und vegetarische Ernährung? Und wo sollen die Nutztiere leben, die nicht mehr geschlachtet werden.

"Wenn Du ein Steak isst, bringst Du einen Lemuren auf Madagaskar um. Wenn Du ein Hendl isst, bringst Du einen Papageien im Amazonas-Gebiet um" – die These des Biologen Brian Machovina konnte der deutsche Regisseur Marc Pierschel nicht vergessen. Also ging der Veganer in seiner Dokumentation "The End of Meat" (ab 19.1. im Kino) der Frage nach, wie sich unsere Gesellschaft ohne Fleisch-Konsum, dafür mit Schweinen als Haustieren und Fleisch aus der Petrischale, entwickeln könnte.

KURIER: Seit wann ernähren Sie sich vegan?
Marc Pierschel:
Seit zehn Jahren, davor war ich Vegetarier. Aber nachdem ich gesehen habe, wie Küken die Schnäbel abgesägt werden, damit sie sich nicht gegenseitig picken, habe ich begonnen zu recherchieren, wie Eier und Milch produziert werden.

Eine vegane Welt mit glücklichen Tieren

Wieso lassen Sie die Folgen von veganer Ernährung wie z.B. Palmöl in veganen Ersatzprodukten oder eine mögliche Hormonwirksamkeit von Soja komplett außen vor?
Wir hatten viele Themen, die wir gerne angesprochen hätten, aber wir konnten in der Endfassung nicht alles ansprechen. Der Veganismus ist nicht perfekt – man kann sich auch falsch ernähren. Es gibt natürlich Superfoods wie Avocados oder Quinoa, die hochkritisch hergestellt werden und dort produziert werden, wo die Menschen durch den Export dann ihre Einnahmequelle verlieren. Vegan zu leben, ist kein Ideal-Rezept, aber ein Schritt in die richtige Richtung.

Die Doku beginnt mit der Industrialisierung von Massentierhaltung, in diesem Teil lassen Sie den Gründer einer veganen Supermarktkette sprechen. Wieso beleuchten Sie nicht das Geschäft mit veganen Ersatzprodukten?
Naja, im Vergleich ist die vegane Industrie viel kleiner. Ich wollte die rasante Entwicklung aufzeigen, dass Veganismus mittlerweile Mainstream geworden ist. Bis vor rund fünf Jahren galten Veganer eine bisschen als Verrückte und Exoten. In Deutschland startete der Hype durch die Gesundheitsbewegung und den Boom von veganen Kochbüchern, wie jenen von Attila Hildmann. Dadurch haben sich Omnivoren (Anm: Allesesser) dafür interessiert und die große Gruppe der Flexitarier ist entstanden, die den Markt bestimmt.

Warum sollte ich als Konsument vegane Wurst und Käse, bestehend aus E-Nummern, essen?
Es ist keinesfalls gesünder, aber auf alle Fälle ethischer und klimaschonender.

Eine vegane Welt mit glücklichen Tieren
Honorarfrei für Print und Online

Im Jahr 2013 wurde das erste Rindfleisch aus der Petrischale präsentiert: Für dieses braucht man Zellen aus Muskeln des Tieres – klingt paradox, wenn es in Zukunft darum gehen soll, Tieren gar kein Leid zuzufügen.
Im Film rechnet Mark Post von der Universität Maastricht vor, dass für das In-vitro-Fleisch nur 200 Rinder für den jährlichen Rindfleisch-Bedarf des gesamten Planeten benötigt werden. Dank einer Muskel-Biopsie können die Rinder unbeeinflusst weiterleben.

Eine vegane Welt mit glücklichen Tieren
Honorarfrei für Print und Online

In einer Welt, wo Nutztiere nicht geschlachtet werden, müssen Menschen diese pflegen: Wieso sind Ihnen Lebenshöfe so wichtig?
Ich wollte die Individuen hinter den Produkten zeigen: Es geht um Tiere, die leiden, die Schmerzen oder Freude empfunden. Die Industrie blendet das komplett aus, wir bekommen Schweine, obwohl Millionen im Jahr gezüchtet werden, überhaupt nicht zu Gesicht. Wenn sich die Menschen darüber Gedanken machen würden, dann würden sie wissen, das Tiere wie Esther sind. Im Film porträtiere ich das Schwein Esther, das wie ein Hund oder eine Katze im Haushalt mitlebt.

Wie sieht es aus, wenn wir den Planeten auf einen rein pflanzlichen Anbau umstellen würden?
Eine zentrale Studie kommt von der Universität Oxford, die Einsparungen im Gesundheitswesen und im Klima-Bereich in der Höhe von 1,5 Billiarden US-Dollar bis zum Jahr 2050 errechnet hat. Zudem könnten zwei Drittel der Treibhausgase aus der Lebensmittelproduktion reduziert werden. Wir bräuchten auch viel weniger Anbauflächen. Aber es gibt Hürden, da Fleisch ein fester Bestandteil von Tradition ist.

Info: The End of Meat, ab 19.1. im Kino (u.a. City Kino Steyr, Cinema Paradiso, St. Pölten, Apollo Wien, Village Wien
Geidorf Kunstkino Graz, Stadtkino Villach, Programmkino Wels)

Kommentare