Jeder Zehnte ist ein "Foodie"

Bei ihnen ist Essen ein ganz besonderer Ausdruck des persönlichen Lebensstils.

Sie sind leidenschaftliche Köche und Genießer und posten häufig Essensbilder in sozialen Netzwerken: Etwa zehn Prozent der Menschen in Deutschland können als „Foodies“ bezeichnet werden. Das geht aus einer am Mittwoch bei einer Tagung in Hannover vorgestellten Studie der Universität Göttingen hervor.

Im Hobby-Status

Genießer in der Form eines "Foodies" haben den Konsum hochwertiger Lebensmittel in den Status eines Hobbys erhoben. Im Gegensatz zum Gebrauch des Worts Gourmet ist allerdings bei einem Foodie keine genaueres Wissen um Geschmack, Zubereitungsarten, etc. erforderlich, heißt es auf Wikipedia. "In der Kritik wird der Begriff daher oft als Ausdruck eines globalisierten, von der Konsumindustrie forcierten Trends angesehen."

Indentitätsbildung über das Essen

Foodies haben ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Selbstverwirklichung und Identitätsbildung über das Essen. "Menschen inszenieren sich heute zunehmend über einen bestimmten Ernährungsstil", sagt der Göttinger Ernährungspsychologe Thomas Ellrott.

Dazu gehört auch das Posten von Essensbildern in sozialen Netzwerken. "Food Porn" - Essensporno - ist ein weltweites Phänomen. Ernährungsforscher Ellrott spricht von "digitalen Tattoos", die nichts mit der Realität zu tun haben müssen. Sie dienten der Selbstinszenierung und signalisierten die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe - wie Marken-Turnschuhe oder ein Luxusauto.

Bei Instagram etwa finden sich allein zum Hashtag #food fast 200 Millionen Beiträge.

Soweit bekannt wurde der Begriff Foodie laut Wikipedia offiziell erstmal 1980 von Gael Greene im New York Magazine benutzt. 1982 konnte man dann im Londoner Magazin Harpers & Queen lesen: "Foodies are foodists. They dislike and despise (verachten, Anm.) all non-foodies."

Die Gegenbewegung

Natürlich gibt es auch eine Gegenbewegung. Und den Gegenpool bilden Ernährungsfunktionalisten (19 Prozent der Bevölkerung), Kochmuffel (16 Prozent) und Gewohnheitsköche (15 Prozent). Gleichzeitig gibt es aber 20 Prozent Ernährungsinteressierte und 19 Prozent Light-Foodies, für die das Thema Ernährung immer wichtiger wird.

Die Tagung mit dem Titel „Zwischen Vegan und Paleo“ beschäftigt sich mit Ernährung als Ausdruck des persönlichen Lebensstils. So verzichten zum Beispiel Veganer auch aus ethischen Gründen auf tierische Produkte, die Paleo-Diät orientiert sich an Essgewohnheiten aus der Steinzeit.

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