Die legendärsten TV-Köche in Österreich
Es war einmal ein Koch namens Alois Mattersberger. An die Seite des Schwiegermutter-Traums gesellte sich Co-Moderatorin Elisabeth Engstler. Die erste Folge von "Frisch gekocht ist halb gewonnen" strahlte der ORF am 13. September 1999 aus.
Der Osttiroler Mattersberger werkte nach seinen Wanderjahren bei Reinhard Gerer im Korso. Die Krönung seiner Laufbahn: zwei Gault-Millau-Hauben. Nach nur einem Jahr verließ Engstler die Sendung – die Zusammenarbeit mit dem Moderator sei schwierig gewesen.
Nach vier Staffeln und knapp 800 Sendungen verabschiedete sich auch Alois Mattersberger von der Herdplatte und vom ORF und wurde... Künstler!
Die darauffolgenden vier Jahre standen professionelle Moderatoren im Mittelpunkt der beliebten Kochsendung. 2007 übernahmen Andreas Wojta und Alexander Fankhauser von Moderator Peter Tichatschek den Kochlöffel und brachten frischen Wind in das verstaubte Format. Die Linie blieb bieder und österreichisch, dafür mit ordentlich viel Schmäh und in einer komödiantischen Doppelconférence.
Das Publikum goutierte die Leistung des Wieners und des Tirolers: Es regnete 2010 eine KURIER-Romy. Heute konzentrieren sich die beiden auf ihre Restaurants, dem Minoritenstüberl in Wien und das Alexander in Hochfügen. Zudem steht das Dreamteam immer wieder für Spezialwochen von "Frisch gekocht" vor der Kamera.
Drei Jahre nach dem Start von Andi und Alex wagte der ORF ein neues Konzept: Silent Cooking. Simon Xie Hong, Wiener Haubenkoch mit chinesischen Wurzeln, kochte und sprach... überhaupt nichts.
Untermalt von Musik zauberten Hong bzw. Patrick Müller in jeder Folge ein dreigängiges Menü. Eingeblendete Schriftinserts informierten die Zuseher über die Zutaten und Vorgänge. Beide Fernsehköche blieben den Wiener Gourmets erhalten: Hong steht als Gastronom hinter diversen Lokalen wie dem On Market.
Nach so vielen Jahrzehnten eroberte endlich eine Frau den Fernsehkoch-Himmel: Sarah Wiener. Dank Arte und den "kulinarischen Abenteuer der Sarah Wiener" entdeckte auch der ORF den Sympathieträger und heuerte ihn für Österreich-Folgen an.
Was macht Sarah Wiener heute? Sie kocht, schreibt, betreibt Restaurants und unterhält eine Stiftung für die gesunde Ernährung von Kindern. Und zieht für die Grünen ins EU-Parlament. Lang, lang ist's her, aber es gab auch schon Fernsehköche vor 1999:
Österreichs 1. Fernsehkoch - Franz Ruhm
Österreichs erster Fernsehkoch, Franz Ruhm, wurde im vorvorigen Jahrhundert geboren, erlebte beide Weltkriege und starb in den Sechzigern. Die Österreicher lernten den gelernten Zuckerbäcker via Radio kennen. 1956 startete schließlich seine heiß geliebte "Fernsehküche" im ORF.
Sein Vermächtnis: Vergangenes Jahr legte der Orac Verlag "Das Franz Ruhm Kochbuch" erneut auf. Dieses darf schlicht als das Standardwerk der österreichischen Küche bezeichnet werden. Bei 640 Seiten kein Wunder.
Sein Nachfolger: Auf Ruhm folgte Helmuth Karl Misak. Er übernahm 1961 den Kochlöffel im ORF. Misak blieb dem Fersehzuseher 16 Jahre erhalten und verabschiedete sich erst 1977. Anders als bei seinen Nachfolgern ist auch seine Gage bekannt: Von den 900 Schilling musste er für Lebensmittel, Geschirr und Requisite selbst aufkommen. Exklusive Festtagsessen wie 'Fasan mit Rotkraut' konnten ihn da schon in Bedrängnis bringen.
Für den Alltag bevorzugte er eine Restl-Küche und nur einfache Zutaten. Nach seinem Tod im Jahr 2008 erzählte seine Schwester, dass der beliebte Koch anlässlich eines Empfanges in der Österreichischen Botschaft in London sogar für Königin Elizabeth aufgekocht haben soll. "Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und kochfreudigen Herren": Einem Jahr nach Sendungsstart erweiterte sich der Moderatorenkreis. Neben Misak kochten in der "Fernsehküche" auch Hans Hofer und Ernst Faseth auf. Diese standen zu Lebzeiten jedoch immer ein wenig im Schatten von Misak.
"Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und kochfreudigen Herren": Einem Jahr nach Sendungsstart erweiterte sich der Moderatorenkreis. Neben Misak kochten in der "Fernsehküche" auch Hans Hofer und Ernst Faseth auf. Diese standen zu Lebzeiten jedoch immer ein wenig im Schatten von Misak.
In der Folge "Kaiserschmarrn mit Kompott" aus dem Jahr 1966 verwandelt Hofer das Schlagen von Eiklar zu Schnee in eine humoristische Geschichtsstunde: "Ich sag immer: a bisserl Rhythmus beim Schnee, damit die Nachbarschaft hört: Aha, da gibt's schon wieder a Mehlspeis."
1978 startete der "Häferlgucker" mit dem 34-jährigen Franz Zodl. Es folgten Josef Ferner, Helmut Vodicka als Moderatoren. Die kulinarischen Vorlieben der Wiener brachte Franz Zodl mit drei Worten auf den Punkt: "Paniertes und Pikantes." Noch größere Bekanntheit erlangt der Schnurrbartträger als Koch in der TV-Sendung "Seniorenclub", die "Rolle" verkörperte er zwölf Jahre lang.
Der gelernte Zuckerbäcker kam mit 17 Jahren von Gumpoldskirchen ins Hotel Sacher. Von 1984 bis 2009 war er Direktor der Gastgewerbefachschule am Wiener Judenplatz. Zodl bekam u.a. 1991 das "Goldene Ehrenzeichen der Republik", 1996 bekam er als erster Vertreter seiner Zunft Berufstitel "Professor" verliehen und 2007 das "Goldene Verdienstzeichen für Verdienste um das Land Wien" überreicht. Er fungierte sogar als Weltpräsident des Kochverbands.
Sein Leben wie ein Theaterstück: Neben dem Kochen gehörte seine Leidenschaft der Bühne. Nur ein Jahr nach seinem Pensionsantritt starb Zodl 2010 auf der Bühne: Während einer Vorstellung, in der er einen singenden Kellner verkörperte, brach der 66-Jährige leblos zusammen.
Als erster Koch in Deutschland bekam Eckart Witzigmann 1979 mit seinem Münchner Gourmettempel "Aubergine" drei Sterne vom französischen "Guide Michelin" verliehen. Der geborene Vorarlberger ging in Salzburg zur Schule und lernte das Fach beim großen französischen Meister Paul Bocuse. Für den ORF stand er 1996 in "Genießen erlaubt" sechs Folgen lang zum Thema "Weihnachtsbacken".
Auch in den 00er-Jahren zeigte sich der "Jahrhundertkoch" erneut im Fernsehen: Für seine "Kulinarische Weltreise – Eckart Witzigmann präsentiert Spitzenköche im Hangar 7" besuchte er jedes Monat einen der besten Köche der Welt, um ihn als Gastkoch in den Salzburger Hangar 7 einzuladen. Was er heute macht? Der Autor von mehr als 26 Kochbüchern unterhält mehrere Beraterfunktionen in der Gastronomie und veröffentlicht immer wieder Rezeptserien, wie in der "New York Times", im "Le Monde", oder in der "El País".
Ende 1997 strahlte der ORF eine sechsteilige Kochsendungen mit dem italienischen Meisterkoch Antonio Carluccio in der Vorweihnachtszeit zum Thema "italienisches Fest" aus.
Der Autor von 17 Kochbüchern studierte in Wien Sprachen und eröffnete in England ein italienisches Restaurant. Er starb 2017 in Salerno.
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