Notizen von der VieVinum

Notizen von der VieVinum
Drei Tage Begegnungen, Gespräche und Verkostungen in der internationalen Welt des Weins. Zum Nachlesen und zur Anregung.
Notizen von der VieVinum

Die VieVinum, die alle 2 Jahre in der Wiener Hofburg stattfindet, ist die wichtigste Weinmesse Österreichs. Aber hat sie auch internationale Relevanz? Viele ausländische Besucher, darunter Journalisten und Sommeliers aus USA, Skandinavien, Japan, Schweiz und Deutschland, sprachen am Wochenende von 2. bis 4. Juni dafür. Die Stimmung konnte man durchaus hervorragend nennen, das Programm dicht. Fast unmöglich, sich durch alle Weingüter durch zukosten. Kaum eine Chance, wer alle Side-Events von der Präsentation "25 Jahre Wachauer Smaragd" bis zur Begegnung und fachlichen Beurteilung von Weinen aus Südosteuropa mitmachen wollte. Die Kondition der Besucher wurde dabei immer auf eine kleine Probe gestellt. Die Damen trugen Laufschuhe statt Highheels, die Herren brachten ihre Sakkos in die Garderobe. Es war nicht wege der Weine, pro Winzer mindestens vier, meistens waren es sechs. Verkostungsprofis schlucken ja nicht. Es war wegen der doch recht gewaltigen Temperaturen, die in der zweiten Tageshälfte in der Hofburg herrschten. Trotz aller Bemühungen der Klimaanlagen in den Sälen, wo solche installiert sind. Doch gesagt muss auch werden: die Angst vor der Hitzewelle war diesmal größer als die Temperaturen wirklich hoch.

Festtagsstimmung unter Ausstellern und Besuchern

Notizen von der VieVinum

Um die 14.000 Leute waren da. In manchen Sälen drängten sie sich mehr (Niederösterreich, Steiermark, Burgenland, Wien), in anderen weniger (Serbien, Russland, Kroatien). Da entging ihnen vielleicht einiges, aber es sind nicht nur die Sprachprobleme beim Benennen von Weinen und Sorten, die den Eintritt der Winzer aus Südosteuropa in Österreich erschweren. Die Österreicher sind bekanntermaßen Patrioten beim Wein und lassen sich nur schwer überzeugen, außerhalb der Landesgrenzen zu trinken. Die Professionalität der heimischen Weinmacher ist ja auch beachtlich, die Qualität wächst und das Angebot wird immer breiter. Entsprechend dieser Qualität war auch die Güte der Stimmung unter Winzern und Besuchern. So etwas wie kulinarische Festtags-Stimmung kam nicht nur bei der Präsentation des "Winzers des Jahres", der heuer Heinz Velich heißt. Ein Weinmacher der klassischen Schule, der mit seinen Darschos und Tiglats schon lange Kult ist, und an seinem Stand auch einiges andere zu Verkosten gab, das die Entscheidung der falstaff-Redaktion leicht nachvollziehen lässt. Eine Beerenauslese Neusiedler Cuvée 2008 zum Beispiel, ein Glas voller Rosenduft, entfernt verwandt mit den Traminern aus Südtirol, die ein paar Säle weiter ebenfalls zu probieren waren.

Entdeckenswertes aus der Schweiz und aus Serbien

Notizen von der VieVinum

Von den Hauptakteuren und den neuen Stars der heimischen Weinszene abgesehen, die mit ihrem neusten Jahrgang  glänzten (der 2011 ist nicht so toll, wie herbei geschrieben, aber erfreulich), gab es für Weinspürnasen auch einiges abseits der Trampelpfade zu entdecken. Da waren Weißweine und Rotweine aus dem Walli, der "Collection Chandra Kurt": Weine aus alten und unbekannten Traubensorten. Besonders bemerkenswert die Rotweine aus dem schweizerischen Rhonetal. Dann war es wieder der serbische Wein des Gutes Vino Budimir aus Zupa, einem der ältesten Weingebiete der Welt. Die Weine wachsen auf Kalksteinböden und Lehmböden, die Besitzer bemühen sich um die Fortsetzung einer durch den Krieg und das Danach verloren gegangen Tradition. Rührend, wie stolz auf dem Rückenetikett des Rosé (ein untypischer Wein ohne klassischen Roséton, mit hohem Merlotanteil und mit Tiefe und Mineralität) die Geschichte des Großvaters beschrieben wird, der sich schon vor 70 Jahren um Weine nach natürlicher Machart bemühte und sich weigerte, sich seine Weingärten unter den Kommunisten nehmen zu lassen. Er ging dafür ein Jahr ins Gefängnis.

 

Das alte Match Österreich Deutschland

Notizen von der VieVinum

Beim Fußball haben wir es ja nicht so, deshalb bleibt den Ösis nur der Wein, um sich im immer wieder strapazierten Wettstreit mit den Deutschen (um was eigentlich?) zu messen. Deutsche Rieslingproduzenten von der Nahe bis zur Mosel waren auf der VieVinum ebenfalls vertreten, der Vergleich mit den Rieslingen aus Österreich war durchaus spannend. Überhaupt war es die Sorte Riesling, die dieses Jahr nicht nur als Tatoo der Besucher auf der Messe immer wieder im Gespräch war. Die deutschen Rieslingmacher haben extrem aufgeholt, produzieren schon lange keine süßen Traubensäfte mehr, sondern Klasseweine. Die Weingüter Diel (Nahe), Prüm (Mosel), Van Volxen (Saar) und einige andere schenken Weine ein, die nach Urmeer und Stein schmecken. Geologische Einzigartigen und ein besonderes Klima lassen in diesen Gebieten Weine wachsen, nach denen man unschwer süchtig werden kann. Auch die österreichischen Rieslinge aus der Wachau glänzten durch Langlebigkeit und große Form bei der 25-Jahre-Smaragd-Verkostung im Redoutensaal. Immerhin ein kleiner Triumph: bei einer Vergleichsverkostung zum Thema Weißer Burgunder siegten die Österreicher gegen die deutschen Kollegen 8 : 3.

Kommentare