Von alten Sorten und neuen Wegen

Von alten Sorten und neuen Wegen
Über das Motto der UN, die Wichtigkeit von biologischer Vielfalt und charakteristische Sortenbilder.

Bio war nicht immer populär. Das war noch so, als der Verein Arche Noah vor 25 Jahren gegründet wurde. Damals hatte man für Anhänger einer ökologisch nachhaltigen Lebensweise wenig schmeichelnde Ausdrücke wie "Körndlfresser" oder "Ökofuzzi" schnell parat. Seither hat sich sehr viel verändert. Bio ist in, in aller Munde und geht weit über die Sortenvielfalt für den Speiseplan hinaus.

Es ist vor allem auch ein Politikum geworden. Das Jahr 2015 stellte auch die UN unter das Thema "Biologische Vielfalt für eine natürliche Entwicklung". Ein wichtiger und richtiger Schritt ist das für Arche Noah Geschäftsführerin Beate Koller. "Nutzpflanzen, die vielfältig an lokale Klima- und Bodenbedingungen angepasst sind und auch ohne massive chemische Inputs stabile Beträge liefern, sind für die Ernährung der Weltbevölkerung essenziell. Das Saatgut muss für die Bauern und Bäuerinnen verfügbar und anpassungsfähig sein. Monopolisierung der natürlichen Ressourcen und die Folgen des Klimawandels bedrohen ja gerade die ärmsten Länder der Erde am stärksten", so Koller.

Genau in diesen Teilen der Erde ist eine nicht privatisierte Kulturpflanzenvielfalt oft geradezu eine Art Lebensversicherung. Zudem kommt, dass aufgrund der sich ständig ändernden Klimabedingungen und den damit einhergehenden Auswirkungen auf die Bodenbeschaffenheit niemand genau weiß, welchen Anforderungen Kulturpflanzen in Zukunft gewachsen sein müssen. "Was wir wissen ist, dass wir schon mitten in diesen Veränderungen stehen. Wir brauchen lokal angepasste und anpassungsfähige, beispielsweise trockenheitsresistente, hitzeverträgliche Gemüse und Feldfrüchte und wollen in dieser Absicherung auch nicht von den Leistungen der Agrarkonzerne gänzlich abhängig sein." Deshalb ist man beim Verein mehr als glücklich, dass die geplante EU-Saatgutverordnung voriges Jahr erst einmal begraben wurde. Kritiker hatten schon moniert, dass bereits derzeit in Europa nur fünf Konzerne 95 Prozent des Gemüsesaatguts kontrollieren.

Saatgut und Sorten

Geht es nach der Arche Noah, kann es gar nicht genug Vielfalt geben, und so arbeiten sie unermüdlich in einem riesigen Netzwerk mit Bio-Betrieben an der Weiterentwicklung. In Abstimmung mit dem Samenarchiv und anderen Projektpartnern werden bestimmte Pflanzen auf Feldern angebaut. Ausgewählt werden diese nach Merkmalen wie Robustheit, Geschmack oder Farbe. So gelingt es, über Jahre charakteristische Sortenbilder zu entwickeln und zu stärken. Derzeit gilt das Hauptaugenmerk Paradeisern, Bohnen, Kürbissen und Paprika. Auch seltene Kulturen wie de Kerbelrübe oder die Rapunzelglockenblume sollen wiederbelebt werden. "Es ist noch unendlich viel zu tun. Wir versuchen, im Rahmen der Möglichkeiten einen Schritt nach dem anderen zu gehen", so Koller.

Im Schaugarten in Schiltern kann man sich vom Erfolg überzeugen. Was hier und dort wie hochgeschossenes Unkraut aussieht, ist in Wahrheit eine seltene Spinat- oder eine alte Pastinakensorte, die gerade abblüht und von der wieder Saatgut gewonnen wird. Auch im Schaugarten werden Pflanzen und Sorten gezielt zur Saatgutgewinnung angebaut.

Reiche Auswahl

Von alten Sorten und neuen Wegen
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Jetzt im Herbst sind vor allem zahlreiche Samenträger zu sehen, etwa blühende Pastinaken, Salate oder Schwarzwurzeln. Auch Exoten wie beispielsweise die Erdmandel oder Melothria, ein Kürbisgewächs, finden hier Platz. Wer auf den Geschmack kommt, kann sich im angeschlossenen Shop mit Samen, Jungpflanzen und Büchern eindecken oder gleich vor Ort verkosten. In der Gartenküche, wo Koch Benjamin Schwaighofer an bestimmten Terminen ausschließlich saisonale Produkte der Region und Raritätengemüse zu Menüs zusammenstellt. Genuss pur, sozusagen.

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