Youtube-Hit: Betrunken kochen
Sie ist smart, blond, jung – und dank Alkohol in jeder Folge ziemlich gut drauf. Die 28-jährige Hannah Hart stellte vor mehr als drei Jahren ihr erstes Youtube-Video online und landete damit einen Welterfolg. 3,4 Millionen Mal wurde ihr "erstes Mal" seitdem angeklickt. Die junge Amerikanerin erscheint so sympathisch und authentisch, weil sie etwas tut, was viele Menschen rund um den Globus jeden Tag tun: miserabel kochen.
Wobei man die Tätigkeit der Berkeley-Absolventin (Englische Literatur und Japanisch) nicht als "Kochen" bezeichnen kann. Von Raffinesse sind weder ihre Rezepte noch ihre Resultate gekrönt: In ihrer ersten Folge "Butter Yo Shit" entschied sich die Nachwuchs-Schauspielerin für ein Käse-Sandwich - blöd war nur, dass sie gegen Ende drauf kam, überhaupt keinen Käse im Haus zu haben.
Solche Lappalien stören Hart nicht, davon lebt ihre "drunk kitchen". Obwohl bereits Jamie Oliver sich mit ihr eine Koch-Session lieferte, geht es bei Hart nicht um professionelles Handwerk, sondern um Trinken in rauen Mengen. Auf die "Geschäftsidee" kam sie, weil eine ehemalige Mitbewohnerin ihre gemeinsamen Trinkgelage und das feucht fröhliche Kochen vermisste.
Ihre Gerichte sind unansehlich, roh und schmecken – nach dem Gesichtsausdruck zu urteilen – meistens ekelhaft. Um in die richtige Stimmung zu kommen, zieht die Hobbyköchin Wein, Bier und Tequila anderen hochprozentigen Spirituosen vor. In ihrer letzten Folge "Halloween Deep Fried Tequila Shots" geht es darum, Kuchenstücke in Tequila zu tunken und anschließend zu frittieren. Wie in jeder Folge widmet sie ihren Zusehern auch gleich eine Lebensweisheit: Warum sie nicht gleich die Schüssel Tequila auf ex trinkt, fragt sie und gibt sich gleich die Antwort: "Das wäre schlecht für meinen Körper und abstoßend." Am Ende beißt Hart mit einem Freund in verkohlte Stückchen Kuchen.
Geistlos? Niveaulos? Sogar der US-Präsident wurde auf den Youtube-Star aufmerksam und lud Hart ins Weiße Haus ein, um Tipps im Umgang mit der jungen digitalen Generation zu bekommen. Harts Kochbuch mit den misslungenen Rezepten rangierte wochenlang auf der Bestenliste der New York Times – in jenem Land, in dem die "Mutter aller Hausfrauen" Martha Stewart seit Jahren die Meinungsführerschaft hält. Die junge Entertainerin beweist in Zeiten von Foodporn einen erfrischenden Zugang: Es kommt nicht auf den perfekten Salat und die rosarote Küchenmaschine an, sondern darauf, Spaß im Leben zu haben. Sympathisch.
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