Wie der Pizza-Boom nach Wien kam
Bei der heutigen Dichte von Pizzerien und anderen "Italienern" in Wien ist es kaum vorstellbar, dass die Hauptstadt bis in die 1980er-Jahre diesbezüglich eine kulinarische Wüste war. "Als ich 1980 herkam, gab es genau einen Italiener, das war die Grotta azzura in der Babenbergerstraße. Wien war leer und ruhig, um 21 Uhr war es nicht mehr möglich, irgendwo noch etwas zu essen", erinnert sich Luigi .
Und das war auch der Grund, warum der heute 61-jährige Neapolitaner hier Wurzeln schlug. "Ich dachte mir: In diesem wunderschönen Land lässt sich langfristig etwas auf die Beine stellen."
Imperium des Edel-Italieners
Das ist ihm zweifellos gelungen - auch wenn die italienische Lieblingsspeise Pizza schon früher in Wien gebacken wurde. Erstmals gab es sie nämlich im legendären Restaurant "Rebhuhn" in der Goldschmiedgasse hinter dem Stephansdom (dem heutigen Sparkys) chwärmen manche seit Jahrzehnten in Wien lebenden Italliener noch heute.
Dennoch ist Barbaros Name heute wie kaum ein anderer mit Wiens italienischer Küche auf hohem Niveau verbunden. Die "Trattoria Martinelli" hat mittlerweile 25 Jahre am Buckel, die Edelpizzeria "Regina Margherita" feiert heuer ihr 20-jähriges Bestehen. Der Name ist Programm: Der "Königin der Pizzen" sollte Rechnung getragen werden - und die beste Pizza sollte auf die Teller kommen. Das Konzept ging auf, das Lokal wurde mehrfach ausgezeichnet.
Zu seinen besten Zeiten besaß der ausgebildete Hotelfachmann sechs Lokale. Darunter waren etwa das einstige Flagship "Barbaro", das mit seinen drei Geschoßen am Hohen Markt lange erste Anlaufstelle für Fans der gehobenen italienischen Küche war. Oder auch das "La Ninfea" in der Josefstadt, mit dem der Aufstieg des Gastronomen begann und das er später in "RieGi" umbenannte (1 Michelin-Sterin 2007). Zum Imperium gehörte ebenso das "Barbaro" in der Skybar im Kaufhaus Steffl in der Kärntner Straße.
Erster Pizzaofen aus Napoli
Eröffnet hat die "Regina Margherita" 1998 zwar im Jänner, gefeiert wird aber erst jetzt. "Wir wollten ein Sommerfest mit italienischem Flair." Das Lokal im Innenhof des Palais Esterházy (Wallnerstraße 4) trägt nicht zufällig den Namen "Die Königin der Pizzen" - es ist auch Barbaros Anspruch. "Schauen Sie, ich bin Nepolitaner", erzählt der quirlige Unternehmer in seinem italienischen Akzent. "Als mir das Lokal angeboten wurde, habe ich gesagt, ich mach' es nur, wenn ich einen Pizzaofen aus Neapel herbringen kann."
Denn von Anfang an habe er eine Edelpizzeria etablieren wollen. "Damals, 1994, war der Ruf von Pizza relativ schlecht in Österreich. Ich wollte zeigen, dass die italienische Küche im Grunde ganz anders ist."
Das war Barbaro schon seit seinen Anfängen ein Anliegen. "Die italienische Küche ist eine der am meisten gegessenen in aller Welt, aber meistens kommt man dabei nicht in die Tiefe. Je tiefer man aber eintaucht, desto mehr gewöhnt sich der Gaumen an bestimmte Kräuter, Gewürze. Der Gast spürte den Unterschied zwischen Pseudo-Italienern und authentischer Küche. Diese Neugier wollte ich immer wecken."
Willkommener Pizza-Boom
Dass sich gerade in den vergangenen Jahren eine neue Generation anschickte, dem Thema "echte" Pizza mehr Platz einzuräumen, begrüßt Barbaro, der auch für Verdienste zur Vermittlung des italienischen Lebensgefühls ausgezeichnet wurde. "Da sind Leute am Werk, die sich bemühen und es ist immer gut, wenn sich etwas weiterentwickelt. Dazu sind auch die Qualitätsansprüche sind gestiegen. Es ist sehr willkommen, wenn man da etwas an die nächste Generation weitergeben kann." Apropos nächste Generation: Auch der umtriebige Gastronom ist längst kein Einzelkämpfer mehr: Alle drei Kinder sind im Familienunternehmen tätig. "Sie sind durch meine Frau von der österreichischen Kultur geprägt und durch mich von der italienischen. Es ist schön, wenn auch sie mitmachen, die italienische Kultur in Wien an die Gäste weiterzugeben."
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