Bergbauer startet mit Lebensmittel-Wikipedia

Bergbauer Hannes Royer will aufklären.
Was steckt drin? Neue Plattform will aufklären.

Das romantische Bild von weidenden Kühen unter hellblauem Himmel, die Wiesenblumen fressen, stimmt nur selten mit der Realität überein. Bergbauer Hannes Royer aus Schladming entschloss sich daher, einen Verein und eine unabhängige Plattform (www.landschafftleben.at) für österreichische Lebensmittel zu gründen – eine Art Lebensmittel-Wikipedia.

Auf der neuen Homepage finden Konsumenten Informationen über Produktionsbedingungen und Nachhaltigkeit. Royer: "Ich bin ein typischer Bauer, mein Hof befindet sich seit 200 Jahren in Familienbesitz. Ich gehöre keiner Interessensvertretung an, ich wollte dem Konsumenten eine Entscheidungsfreiheit geben, denn derzeit hat er diese nicht. Jetzt fehlt ihm das Wissen, wofür er das Geld ausgibt."

Milch, Apfel, Huhn

Bergbauer startet mit Lebensmittel-Wikipedia
Am Donnerstag startete "Land schafft Leben" mit den Informationen über Milch, Apfel und Huhn: Im Kapitel Milch erfährt der Leser beispielsweise, dass sich Österreichs Milchwirtschaft als weltweit einzige darauf geeinigt hat, auf gentechnisch verändertes Futter zu verzichten. Kritische Themen wie "Enthornung von Kälbern" oder die"Trennung von Kuh und Kalb" werden ebenso thematisiert. Noch heuer sollen Informationen über Paradeiser, Pute und Kren folgen.
Bergbauer startet mit Lebensmittel-Wikipedia
honorarfrei für Print und Online, Plattform Land schafft Leben, Gründer Hannes Royer, Bauer
Für die Richtigkeit der Angaben über Klimabilanz der Produkte oder wissenschaftliches Glossar bürgt ein "Weisen-Rat" mit Experten. Pro Lebensmittel braucht der Verein für die Recherche rund ein Jahr – so viel Zeitaufwand kostet freilich. Finanziert wird der Verein von 26 Unternehmen, darunter Berglandmilch, Hofer, Lidl, Rewe und NÖM. Nach Umsatz gestaffelt beteiligen sich die Firmen mit Förderbeiträgen zwischen 5000 und 100.000 Euro, sie haben jedoch kein Stimmrecht im Verein. Für das Jahr 2016 wurden bereits 750.000 Euro gesammelt – auch Private können unterstützen. Trotz finanzieller Abhängigkeit will sich Royer als unabhängig sehen: "Es geht um Glaubwürdigkeit, wir wollen nichts beschönigen und nichts skandalisieren."

Als Orientierungshilfe für Kaufentscheidungen kann die Plattform nicht gesehen werden, da ein Produkt-Register fehlt und Eigenmarken von Supermärkten nicht unter die Lupe genommen werden. Laut dem Verein könnte ein solches Register demnächst folgen, derzeit gehe es um Wissen und Transparenz.

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