Küchen-Trend: Scharfes als Prestige-Objekt

Küchen-Trend: Scharfes als Prestige-Objekt
Küchenmesser avancieren zu Kultobjekten – wer am Herd schnittig sein möchte, zahlt dafür 460 Euro und mehr.

Stumpfsinn war einmal – wer heute in der Küche punkten möchte, setzt auf Schärfe. Edle Messer sind auch für Hobbyköche zum Prestigeobjekt geworden – je professioneller, desto besser.

Doch worauf kommt es beim Messerkauf an? Wohl auch auf den Preis. „Ein gutes Kochmesser aus brauchbarem Material kriegt man ab 35 Euro“, sagt der Klingenmacher Michael Blank. „Alles über 150 Euro ist schon Luxus.“

So betrachtet, erzeugt Blank handfeste Luxus-Objekte. In jedem einzelnen davon stecken bis zu 25 Arbeitsstunden. Das günstigste Schneidwerkzeug – er hält ein kleines Putzmesser hoch – kostet bei ihm 180 Euro. Für ein großes Kochmesser mit perfektem Holzgriff blättern Aficionados 460 Euro und mehr auf den Tisch.

Die Werkstatt des 52-Jährigen liegt im Hinterhof eines Gründerzeithauses im zweiten Wiener Bezirk. Die Geschäfte gehen gut – Blank spürt den Trend zu hochpreisigen, besonderen Messern. „Man merkt, es wird wieder mehr gekocht. Viele interessieren sich da auch für die Herstellung ihrer Werkzeuge.“

Selbst gemacht

Küchen-Trend: Scharfes als Prestige-Objekt

Blank bietet dafür Workshops an: „Da wollen die Teilnehmer immer öfter Küchen- statt Outdoormesser schmieden.“ Drei Viertel der Teilnehmer der zweitägigen Schmiedekurse sind – wenig überraschend – Männer. Wer hingegen den Meister persönlich beauftragt, in seiner Schmiede das Feuer zu entfachen und mit kräftigen Hammerschlägen auf ein glühendes Stück Stahl einzuschlagen, hat meist bestimmte Vorstellungen. „Das sind Menschen, denen es wichtig ist, wer ihr Messer gemacht hat.“

Messer haben nicht nur für ihn so etwas wie eine Seele. Der Vorteil seiner Produkte: „Ein Industriemesser kann keine Individualität bieten. Ich hingegen kann meine Messer selektiv härten. Das heißt, die Schneide wird hart, der Rücken bleibt zäh. Zudem gibt er seinen Messern einen Tag lang Zeit zum Abkühlen. „Damit sich das Gefüge entspannt.“ Nun werden mit dem Bandschleifer noch Form und Flächen vollendet und bei 800 Grad im Ofen gehärtet. Jetzt heißt es wieder: abkühlen – aber mit Öl statt Wasser. „Das ist sanfter.“ Nach dem Feinschliff am Wasserstein ist das Einzelstück bereit für seinen neuen Besitzer. Bis auf den allerletzten Arbeitsschritt des Klingenmachers: Die Klinge gleitet durch ein Stück Zigarettenpapier und Blank nickt zufrieden – messerscharf.

INFO:

Küchen-Trend: Scharfes als Prestige-Objekt

Am 2. Juni findet die 8. Eisenerzer Messerausstellung statt. Österreichische und internationale Messermacher zeigen dort ihre Produkte – auch für die Küche. Blanks Workshops fürs Messermachen oder Schleifen gibt es ab Herbst im Polycollege Stöbergasse.

Weiterführende Links

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

Kommentare