Ist Bio wirklich besser?

Das dritte Ernährungs-Symposium "Anständig essen" am vergangenen Wochenende in Bad Hofgastein zum Thema: "Was bringt Bio wirklich?"
Das dritte Symposium in Bad Hofgastein zeigte, dass es um mehr als Lebensmittel allein geht.

In sattem Gelbgrün leuchtet die Flüssigkeit im bauchigen Schnapsglas. Genussvoll wird daran gerochen, genippt und über die ungewöhnlichen Aromen diskutiert. "Irgendwas mit Kräutern".

Als Reinhard Geßl vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FIBL) das Rätsel auflöst, herrscht doch ein wenig Staunen. "Sie haben gerade ein Spritzmittel getrunken." Zum Glück eines aus der biologischen Landwirtschaft – Schafgarbe. "Landläufig herrscht ja die Meinung: Bio heißt, dass überhaupt nicht gespritzt wird", so Geßl.

Die Tee-Episode zeigt, dass "Bio" nicht in einem Satz zu erklären ist. Ein guter Grund, alle Aspekte beim dritten Ernährungs-Symposium Anständig essen am vergangenen Wochenende in Bad Hofgastein zu diskutieren. Das Motto: "Was bringt Bio wirklich?"

Werte und Ethik

Das sei eine ganze Menge, sind Befürworter überzeugt. Für Geßl steht hinter dem Wort "Bio" ein Gesamtkonzept, das weit über die Lebensmittel hinausgeht. Dazu zählen etwa auch Regionalität, Werte und Ethik. Den Blick auf das Ganze betonte auch Kabarettist Roland Düringer in der großen Publikumsdiskussion. "Wir können nicht nur über Lebensmittel reden, wir müssen über alles reden." Er beklagte "den Verlust der Demut vor der Natur" und den Wunsch nach "ständigem Wachstum". Das "echte" Bio ist für ihn, seit zwei Jahren auf Handy, Auto und Konto zu verzichten. Er stellte die These auf, dass der Kauf von Bio-Produkten in erster Linie das Gewissen beruhigt. "Mit der echten Natur schaut’s schlecht aus. Aber im Supermarkt gibt es sie ja eh."

Profitmaximierung

Die Ansicht, dass damit erst wieder große Konzerne verdienen, teilte Düringer mit Markus Viehauser, der als "Schmaranz-Bauer" in Bad Hofgastein seit 30 Jahren einen Bio-Fleisch-Betrieb und eine Brauerei in Eigenvermarktung betreibt. "Bei den großen Vermarktern fehlt mir der Bezug zum Produzenten. Es geht ja doch um Profitmaximierug." Für biologisch Produziertes erhalte der Bauer zwar mehr als für konventionelle Produkte. Aber der Mehraufwand schlage sich nicht ausreichend nieder.

Beim Thema Geld widersprach Martina Hörmer, Geschäftsführerin der Bio-Marke "Ja! Natürlich": "Wir bemühen uns, dass alle profitieren – Kunden, Bauern und Handel. Nicht alles, was groß ist, muss schlecht sein. Und nicht alles Kleine ist automatisch gut." Um hochwertige Produkte herstellen zu können, braucht es auf jeden Fall Begeisterung und passende Rahmenbedingungen, sagte Agrarwissenschaftlerin Andrea Heistinger. "Wie schaffen wir, dass wieder mehr Menschen in der Landwirtschaft arbeiten können und wollen?"

Top-Gastronom Walter Eselböck zeigte sich zwar von Bio-Qualität überzeugt, brach aber auch eine Lanze für Tradition und Handwerk. "Für mich zählt am Ende die Qualität." Findet er die für ihn passende in der Region nicht, schaut er sich auch weiter entfernt um.

Qualität und Respekt

Sein Schwiegersohn Eduard Tscheppe argumentierte für einen qualitätsvollen Zugang als Kriterium für die ethische Bedeutung von Bio. Er produziert im Burgenland Bio-Weine nach Demeter-Kriterien. Diese ungefilterten und ungeschwefelten Weine faszinieren Experten wegen ihrer ungewöhnlichen Aromen. Tscheppe könne durch seinen Betrieb auch den nötigen Respekt für Natur und Boden vermitteln.

Darauf konnten sich letztendlich alle Teilnehmer von Anständig essen einigen: Dass der Bio-Gedanke Wertschätzung auf vielen Ebenen beinhaltet. Und dass es sich für eine Gesellschaft im Gesamten lohnt, das Thema breiter zu denken.

Kommentare