Grillen 2.0: Die neue Lust auf das Kochen im Garten

Grillen 2.0: Die neue Lust auf das Kochen im Garten
Grill-Aficionados wollen nicht nur Steaks braten, sie verlagern das Backen von Nachtischen in den Garten.

Ein riesiger Gas-Griller, eine Bassena und eine rustikale Steinmauer – die Elektro-Kochplatten und die Heißluftfritteuse verschwinden elegant in den Schubladen. Wolfgang Zeller hat sich mit seiner selbst gemauerten und getischlerten Outdoor-Küche nahe Wien einen Traum erfüllt.

Für seine Grill-Runden mit bis zu 18 Leuten wollte der Hobby-Tischler mehr Platz, also legte er im Zuge einer Terrassen-Erweiterung eine Outdoor-Küche ganz nach seinem Geschmack an. "Der Standort war mit der überdachten Terrasse bereits vorgegeben: Da das Kohlenmonoxid nicht abziehen kann, steht der Holzkohlen-Griller auf der Wiese, unter dem Dach der Gas-Griller. Durch die Steinwand haben wir ein rustikales Ambiente geschaffen: Auf der Rückseite der Mauer habe ich eine Bassena mit Wasseranschluss errichtet."

Österreich ist eine Grill-Nation

Acht von zehn Österreichern bereiten ihre Würstel und Steaks lieber mit Gas oder Holzkohle im Freien zu als in Topf und Pfanne, in Summe geben die Österreicher mehr als 30 Millionen im Jahr für ihre Geräte aus. Nur zu grillen, reicht jedoch immer weniger Garten-Fans – sie planen eine Küche in ihrem grünen Refugium. In Deutschland soll das Geschäft mit Outdoor-Küchen bereits doppelt so schnell wachsen wie mit Gas-Grillern.

Auch ein österreichischer Diskonter setzt in wenigen Tagen auf eine rollende Küche für den Garten zum Aktionspreis von 999 Euro: Der Trend ist also in der breiten Mittelschicht angekommen. Baumärkte stellen mittlerweile sogar eigene Experten ab, die Bastler beim Einkauf von Materialien für ihre Freiluft-Küchen beraten. In sozialen Netzwerken tauschen sich Heimwerker aus und teilen Pläne, wie man besonders einfach und schnell zu seiner Küche im Freien kommt.

Dabei ist die Umsetzung für Hobby-Bastler gar nicht so ein großes Problem, zeigt sich Zeller überzeugt, vielmehr sei die Planung einer Outdoor-Küche recht aufwendig. "Viele planen etwas, was sie dann gar nicht brauchen. Bei mir ist nur der Gas-Griller fix, alle anderen Elemente sind variabel und wie die Fritteuese in den Schubladen verstaut. Auch habe ich mich gegen einen Abfluss entschieden: Wenn wir in der Bassena Gemüse waschen, dann fließt das Wasser in das Erdreich."

Ganz reibungsvoll verlief der Aufbau beim Niederösterreicher aber dann doch nicht, wie er ganz offen erzählt: Nachdem er den Gas-Griller an eine Wand mit normaler Wärmeschutzfassade stellte, schmolz angesichts der Hitze von bi szu 350 Grad die Styropor-Dämmung weg.

Freiluft-Küche vom Tischler: Ab 3000 Euro ist man dabei

Grillen 2.0: Die neue Lust auf das Kochen im Garten

Damit solche Probleme erst gar nicht erst eintreten und gelöst werden müssen, können Gartenbesitzer Experten engagieren (siehe Anleitung vom Profi, rechts). Vor drei Jahren spezialisierte sich der Kärntner Tischler Wolfgang Stani auf Outdoor-Küchen: "Amerikanische Freunde hatten mir ein Big Green Egg geschenkt, dabei handelt es sich um ein Barbecue- und Kochgerät in einem. Nachdem der Trend in den USA bereits den Markt beherrscht hat, habe ich meine persönliche Leidenschaft für gutes Essen und Grillen mit meinem Beruf kombiniert."

Die wichtigste Frage für Kunden sei immer, wie groß das Budget sein muss: Rund 2000 Euro hat Zeller für seine Selbermacher-Küche ohne Geräte ausgegeben – laut Tischler Stani müsse man beim Profi für die kleinste Version inklusive Griller zwischen 3000 und 5000 Euro hinblättern. Nach oben hin gibt es freilich keine Grenzen: Eine maßgetischlerte Gartenküche im XL-Format aus exklusiven Materialien kann da schnell einmal genauso viel wie ein Auto kosten – schicker Griller, Pizzaofen, Wok-Kochfeld oder Teppanyaki-Grill treiben den Preis auf bis zu 30.000 Euro in die Höhe.

Grillen 2.0: Die neue Lust auf das Kochen im Garten

Für die Planung einer kleinen Küche benötigt Schani rund drei bis vier Wochen. Die Lieferzeit würde etwa vier bis sechs Wochen betragen. Auch er selbst hat sich zwei Freiluft-Küchen auf Balkon und Terrasse gebaut: "Die Idee von Kochen im Freien ist ja, dass sich das Grillen zum Chillen hinentwickelt. Wenn ich früher mit Freunden gegrillt habe, dann musste ich am Griller stehen und alle anderen hatten hinter mir Spaß. Mit einer Küche lässt sich im Freien gemeinsam kochen – auch eine Sitzgarnitur lässt sich mit ein bisschen Abstand gut um die Küche platzieren."

So bereitet der passionierte Griller sogar am Neujahrstag den großen Brunch gemeinsam mit Freunden nur noch im (verschneiten) Garten zu – Kater-Cocktails inklusive.

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