Er ist ein Mann der leisen Töne, sein zweiter Name lautet Understatement: Mit vier Hauben gekrönt, zählt Heinz Reitbauer seit acht Jahren zur Kochelite des Landes, seit acht Jahren gehört sein Restaurant zu den "50 Best Restaurants" – und nun die höchste Auszeichnung, die ein Küchenchef bekommen kann: "Für seine beeindruckenden Leistungen" seit Eröffnung des "Steirereck im Stadtpark" kürten Dienstagabend Gault&Millau-Chefredakteurin Martina Hohenlohe und Herausgeber Karl Hohenlohe den Wiener 4-Haubenkoch zum Koch des Jahrzehnts. Doch das Märchen des 46-Jährigen begann viel früher. Im KURIER erzählen seine Lehrer, die Obauer-Brüder aus Werfen und Helmut Österreicher, aber auch Freunde und Weggefährten vom Erfolgsrezept des weltbekannten Gastronomen. (Lesen Sie den Artikel unter der Bildergalerie weiter.)
Party, Steirereck, Heinz Reitbauer, Koch des Jahrzehnts
Alexander Fankhauser:
„Alexander“, 3 Hauben:Es gibt keinen einzigen Koch, der diesen Titel so sehr verdient wie Heinz Reitbauer. In der 1. Staffel hat er bei „Andi & Alex“ in der Woche der „besten Bundesländer“ aufgekocht. Ich werde nie vergessen, wie damals Ewald Plachutta, der ebenso mitmachte, über ihn sagte: „Der ist mehr wie ein Doktor als ein Koch.“ Über Einladungen in unsere Sendung hat er sich ehrlich gefreut. Wenige Köche sind so innovativ: Es ist großartig, was er für Österreich leistet. Die Auszeichnung bekommt genau der Richtige. Wenn Kollegen ihn im Restaurant besuchen, dann nimmt er sich gerne Zeit und setzt sich auf ein Glaserl Champagner zu ihnen dazu und plaudert. Das ist heute keine Selbstverständlichkeit. Heinz ist der Beste.
Alain Weissgerber:
„Taubenkobel“, 3 Hauben:Uns verbindet eine Freundschaft, wir kennen uns schon sehr lange. Als ich 1989 im Steirereck gearbeitet habe, hat er vor seinem Frankreich-Aufenthalt kurz Station dort gemacht. Bereits damals war er ehrgeizig, ehrlich und fleißig – ein angenehmer und positiver Kollege. Heinz kennt nichts anderes als Konsequenz: Schon als Kind stand er in der Küche. Er ist fokussiert und seinem Vater sehr ähnlich.
Helmut Österreicher:
„Koch des Jahrzehnts“ 2000:Ich kenne die Familie Reitbauer sehr gut, der Heinz ist auch bei mir durch die Schule gegangen. Damals war Heinz ein ehrgeiziger, ernster Bursche. Er hatte es sicher nicht leicht, eine eigene Linie zu finden. Viele Köche schaffen das ein Leben lang nicht. Seine Kochkunst ist einzigartig: Das macht es aus.
Elena Arzak:
„Arzak“ in San Sebastian, „Beste Köchin der Welt“ 2012, Nummer 21 bei den „World Best Restaurants“ 2016:Heinz Reitbauer ist einer der weltbesten Küchenchefs der Gegenwart und ein wundervoller Mensch. Ein sehr kreativer, nachdenklicher und würdiger Repräsentant der österreichischen Küche, die er so vehement verteidigt. Familienwerte sind ihm wichtig: Meine Familie und mein Team freuen sich, denn er hat sich diese Auszeichnung verdient.
Silvio Nickol:
„Nickol“, 3 Hauben: Ehe ich nach Österreich kam, hatte ich schon viel über Heinz Reitbauer gehört: Ein außerordentlicher Koch, der mit Kreativität, Leidenschaft und ständiger Erneuerung sein Restaurant zu Weltruhm gekocht hat. Als ich ihn dann persönlich kennenlernen durfte, hat sich herausgestellt, dass das nicht die ganze Wahrheit ist. Denn Heinz Reitbauer ist zudem auch noch ein großartiger und stets bescheidener Mensch, der sich unter anderem mit enormen Engagement für den Nachwuchs einsetzt. Nur wer selber kocht, kann verstehen, welche gewaltige Leistung es ist, sich so lange konstant an der Weltspitze zu halten. Ich betrachte es als großes Privileg, ihn einen Freund nennen zu dürfen und gratuliere von ganzem Herzen.
Konstantin Filippou:
„Filippou“, 3 Hauben:Heinz ist ein Freund, den ich gerne besuche – oder zu Besuch habe. Er hat den Betrieb, den seine Eltern aufgebaut haben, nicht nur übernommen und weitergeführt, sondern sein Erbe auf eine neue Dimension gehoben. Durch Menschen wie ihn wird unsere schöne Stadt international begehrenswerter.
Rudi & Karl Obauer:
„Obauer“, 4 Hauben, „Köche des Jahrzehnts“ 2013:Wir bezeichnen den Heinz quasi als unseren Ziehsohn, seine Lehre hat er damals mit 17 bei uns begonnen. Wenn wir an die Zeit zurückdenken, dann erinnern wir uns an einen schmächtigen Burschen, der Camel ohne Filter geraucht hat. Obwohl er in seiner Sturm-und-Drang-Phase war, wollte er immer nur eines: lernen. Bereits als Lehrling hat er eine Vorbildfunktion ausgestrahlt. Er war nie abgehoben, aber merkte, dass er weiter will. Ein wohlerzogener, ehrfürchtiger, netter Bua, der gerne zu unserer Mutter auf einen Kaffee hinaufgegangen ist. Wir waren eine Art Ersatz-Familie. Nur ein Mal ist ihm die Luft ausgegangen: In der Eisriesenwelt im Tennengebirge hat er so richtig geschnauft und die Ausdauer der Gebirgsmenschen unterschätzt. Heinz ist ein weltweites Aushängeschild. Was ihn von anderen unterscheidet: Er ist gebildet, genügsam und stellt sich stets in die zweite Reihe. Heinz ist aus dem Holz geschnitzt, aus dem die ganz Großen sind.
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