Gastronomiekritiker Wolfram Siebeck ist gestorben
Er hatte Biss und Hunger – jahrzehntelang galt er als der meistgefürchtete Kritiker des Landes. Und auch später im Alter konnte man Wolfram Siebeck keinesfalls als altersmilde bezeichnen. Es gab vieles, was ihm nicht schmeckte. Kochshows lehnte er als "hysterisch" ab, genauso wie Vegetarismus. Im hohen Alter soll er seine erste Currywurst gegessen haben, und urteilte sarkastisch: Mein Hunger auf Currywurst ist bis zum Lebensende gestillt." Am Donnerstag starb Buchautor und Gastronomiekritiker Wolfram Siebeck, der mit seiner Ehefrau Barbara in einem Schloss im badischen Mahlberg in der Nähe von Freiburg wohnte, mit 87 Jahren.
Der Querdenker trotze den Kritikern und blieb seiner Linie treu: "Die Deutschen geben zu wenig Geld für gutes Essen aus und sie sind dem Wahn der Fertiggerichte verfallen. Statt im Supermarkt sollten die Menschen beim guten Metzger, Käsehändler oder Erzeuger vor Ort einkaufen." Er selbst kaufte am liebsten am Wochenmarkt ein.
"Das Essen und Trinken ist vor mehr als 60 Jahren zu meinem Lebensinhalt geworden, so wie das Schreiben": Der Kolumnist schrieb für Die Zeit oder den Feinschmecker und veröffentlichte zahlreiche Bücher. Ab 2011 betätigte er sich auch als Blogger – der letzte Beitrag für sein Reisetagebuch "Wo is(s)t Siebeck" erschien im Oktober 2015.
Im Jahr 2008 wurde Siebeck mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Stadt Wien geehrt, ein Jahrzehnt zuvor hatte er der Bundeshauptstadt kulinarische Reiseführer über die Beisl- und Kaffeehaus-Kultur gewidmet. Zu Hause kochten er und seine Frau selten, am liebsten reisten sie zu den Größten der Zunft.
Kommentare