Fragen Sie, woher Ihr Schnitzel kommt

In Kochbüchern taucht das Wiener Schnitzel im 19. Jahrhundert auf
Bauernbund-Präsident Auer appelliert an Konsumenten mehr Produkte aus Österreich zu kaufen.

Die Umsätze im Lebensmitteleinzelhandel steigen zu Weihnachten. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass auch die österreichischen Bauern davon im gleichen Ausmaß profitieren.

Grundsätzlich sind die Agrarexporte Österreichs seit 2007 um ein Drittel auf über 10 Milliarden Euro gestiegen – ein großer Erfolg für die heimische Landwirtschaft. Bei einem solchen Exportplus sollte es eigentlich eine positive Bilanz des Agrar-Außenhandels geben. Doch das ist nicht der Fall. Seit 2009 ist der Wert der Lebensmittelimporte um rund eine Milliarde Euro höher als der Wert der Exporte. An einem beträchtlichen Teil der Umsätze im Inland verdienen somit ausländische Produzenten.

Fragen Sie, woher Ihr Schnitzel kommt
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Ein wichtiger Grund dafür sind geänderte Einkaufsgewohnheiten. Dass Zitronen oder Bananen importiert werden, ist nicht neu. Es erfreuen sich aber auch exotische Früchte wie etwa Maracuja steigender Beliebtheit. Außerdem wollen die Konsumenten ihr Gemüse das gesamte Jahr über kaufen. Außerhalb der Saison geht das nur über Importe. Kein Wunder, dass der Selbstversorgungsgrad bei Gemüse lediglich bei 63 Prozent liegt und bei Obst mit 55 Prozent sogar noch etwas tiefer.

Der geänderte Fleischkonsum ist ebenfalls eine Ursache für steigende Importe. Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch ist bei Rind- und Kalbfleisch in den vergangenen acht Jahren um rund ein Kilo zurückgegangen. Immerhin: Der Selbstversorgungsgrad beträgt hier über 100 Prozent. (Dieser Wert bedeutet, dass wir uns theoretisch ohne Importe versorgen könnten.)

Mehr Geflügel

Bei Geflügel ist es umgekehrt. Der jährlich Pro-Kopf-Verbrauch ist in den vergangen acht Jahren um rund ein Kilo gestiegen. Doch nur zu 70 Prozent wird der Konsum mit heimischem Fleisch abgedeckt. Besonders dramatisch ist die Lage der Puten-Züchter. Die Vorschriften für die Tierhaltung sind deutlich strenger als im Ausland. Daher sind die Preise für Puten aus Österreich deutlich höher. Die Folge: Der Selbstversorgungsgrad sank auf 41 Prozent.

Fragen Sie, woher Ihr Schnitzel kommt
ABD0113_20160614 - WIEN - ÖSTERREICH: Bauernbund-Chef Jakob Auer am Dienstag, 14. Juni 2016, anl. einer PK zum Milchdialog in Wien. - FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER
Die in vielen Bereichen höheren Standards werden allerdings nur selten abgegolten. "Das aktuelle Problem unserer Bäuerinnen und Bauern ist eine Preiskrise, weil die österreichischen Bauern nach hohen Standards produzieren , aber leider nach den niedrigen 08/15-Standards bezahlt werden", ärgert sich Bauernbundpräsident Jakob Auer. "Wer macht diese Preise? Großabnehmer wie Industrie und Supermärkte." Insbesondere zu Weihnachten sollten die Konsumenten darauf achten, "möglichst viele Erzeugnisse aus heimischer Produktion zu kaufen und auch im Wirtshaus nach dem Schnitzel aus Österreich zu fragen."

Bei Produkten im Lebensmitteleinzelhandel kann etwa über das AMA-Gütesiegel festgestellt werden, ob sie aus Österreich kommen. Doch sowohl in Restaurants als auch in Großküchen oder bei verarbeiteten Produkten im Lebensmittel-Einzelhandel muss die Herkunft der Lebensmittel nicht deklariert werden. Ein Beispiel: Bei Eiern steht drauf, wenn sie aus Österreich kommen. Bei den Eiernudeln im Regal gibt es keine Deklarationspflicht. Ähnlich ist es auch bei Fleisch. Nach der Verarbeitung muss die Herkunft nicht mehr angegeben werden.

Mehr Fertigprodukte

Dazu kommt, dass immer mehr Fertigprodukte gekauft werden und immer öfter außer Haus gegessen wird.

Das hat natürlich Auswirkungen auf die Arbeitsplätze im Agrarbereich. Bauernbund-Präsident Auer: "Wenn nur 10 Prozent mehr heimische Produkte statt Auslandswaren gekauft werden, können wir nachhaltig über 20.000 Arbeitsplätze schaffen. Das ist vielen Menschen gar nicht bewusst." Ausländische Spezialitäten könne man gerne verkosten, "aber konsumieren sollte man Produkte aus der Heimat."

Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen, besagt ein altes Sprichwort. Und es gibt den Menschen eine Identität. Auf Österreich umgelegt heißt das: Was wären wir ohne Wiener Schnitzel, Wachauer Marille oder Salzburger Nockerln? Gerichte wie diese zählen heute nicht umsonst zum kulinarischen Erbe Österreichs. Der Verein "Kulinarisches Erbe Österreich" sammelt Wissen über traditionelle Schmankerln und Produkte, die seit mindestens drei Generationen weitergegeben wurden.

Wiener Schnitzel
Gebackenes Fleisch hatte in der Wiener Küche über Jahrhunderte Tradition. Das panierte Kalbschnitzel tauchte im 19. Jahrhundert als "Wiener Schnitzel" auf. Es soll aus Oberitalien importiert worden sein, das wird mittlerweile angezweifelt.

Kürbiskernöl
Die gepressten Kerne des Steirischen Ölkürbis gelten mit ihrem fein-nussigen Geschmack und ihrem Aroma als einzigartig. Die EU vergab daher die Auszeichnung "geschützte geografische Angabe" (g.g.A.).

Sachertorte
Die geniale Erfindung einer Schokotorte mit Marillenmarmeladefüllung des Konditorlehrlings Franz Sacher ist seit 1832 ein streng gehütetes Rezept.

Marille
Ob als Tortenfüllung, Röster oder pur – die Marille ist namentlich typisch österreichisch und keine Aprikose. Im Klima der Wachau fühlt sie sich besonders wohl und entwickelt ihr unvergleichliches Aroma.

Kaiserschmarren
Er wird gerne mit Kaiser Franz Joseph I. in Verbindung gebracht. Das beliebte Pfannengericht setzte sich als Hauptspeise oder Nachspeise durch.

Grüner Veltliner
Die häufigste Rebsorte Österreichs hat ihr Hauptverbreitungsgebiet im Weinviertel. Er entstand vermutlich durch Kreuzung von Traminer mit einer Sorte namens St. Georgen. Im 18. Jahrhundert ist er urkundlich unter dem Namen "Grüner Muscateller" nachweisbar.

Rindsuppe
Bis ins 16. Jahrhundert lässt sich die Vorliebe der Habsburger für Rindsuppe zum Menüstart zurückverfolgen. Durch eine Vielzahl von Einlagen wurde die kräftige Fleischbrühe auch im gemeinen Volk niemals fad.

Erdäpfel
Im 17. Jahrhundert wurden die Erdknollen erstmals in Österreich angebaut, vermutlich im Mostviertler Stift Seitenstetten. Heute gibt es rund 5000 Sorten. Da ist für jede Speise die richtige dabei, ob als Beilage oder Grundlage von Nudeln oder Knödeln.

Apfelstrudel
Der Strudel kam vermutlich aus der Türkei über Ungarn nach Österreich, ab dem 18. Jahrhundert gibt es Apfelstrudelrezepte in Kochbüchern. Ganz klassisch wird er aus ausgezogenem Strudelteig und säuerlichen Äpfel zubereitet.

Salzburger Nockerln
Ihre Luftigkeit hat sie weltberühmt gemacht – und die Legende, dass Salome Alt ihren geliebten Fürsterzbischof mit der Mehlspeise verwöhnte.

(Ingrid Teufl)

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