Fingerfood: Das Geschäft mit Früchteriegeln und Quetschis

Fingerfood: Das Geschäft mit Früchteriegeln und Quetschis
Das Snack-Angebot für Kinder ist vielfältig, dabei genügen laut Experten frisches Obst und Gemüse.

Ernährung.Das Baby-Snack-Angebot ist umfangreich. Dabei genügen laut Experten frisches Obst und Gemüse. In jedem Jahrzehnt gibt es ganz spezielle Snacks auf dem Kinderspielplatz: Drückte man in den 1980ern den Kleinen Fruchtzwerge und Biskotten in die Hand, griffen Eltern in den 1990ern lieber zum vermeintlich gesunden Reisbrot, in den Nullerjahren kamen dann die Hirsebällchen auf – und jetzt scheint nichts mehr ohne Früchteriegel und Quetschbeutel (auch Quetschis genannt) zu gehen.

Der Markt für Babynahrung und -pflege ist in Deutschland mehr als 1,3 Milliarden Euro schwer: Hersteller setzen im Beikost-Segment auf das boomende Geschäft mit Früchten im Beutel. Quetschis, die auch die Kleinsten selbstständig aussaugen können, scheinen den Geschmack der Millennials zu treffen: Sie vereinfachen das Leben der Jungeltern.

Auch der Wiener Sebastian Haupt möchte mit seinen Geschäftspartnern und dem neugegründeten Unternehmen "Tummy Love" auf dem deutschen und österreichischen Markt mitmischen: "Mit Kochen ist sehr viel Zeit verbunden. Herkömmliche Produkte sind für die neue Generation von Eltern nicht mehr zeitgemäß. Quetschbeutel sind eine schöne Conveniencelösung, unsere sind 100 Prozent recyclebar." Im Unterschied zur Konkurrenz setzt das Start-up auf das Beimischen von Gemüse, damit der viel kritisierte Fruchtzuckeranteil in solchen Produkten von bis zu 15 Prozent unterboten wird.

Drei Hauptmahlzeiten reichen

Aber braucht es überhaupt Snacks rund um die Uhr? "Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht gibt es ein Ja zu Babynahrung, aber ab dem ersten Lebensjahr sollten Kinder mit den Eltern am Tisch mitessen. Eltern brauchen weder Glas noch Quetschbeutel: Hersteller versuchen, Konsumenten über Spezialprodukte zum Kaufen zu animieren. Dabei tut es ein Stück Gemüse oder ein Stück Obst genauso", erklärt Ernährungswissenschaftlerin Birgit Beck vom Verein für Konsumenteninformation (VKI). Das Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund sagt sogar, dass spezielle Lebensmittel für Kinder überhaupt nicht notwendig sind.

27.000 Kinder werden täglich in den städtischen Wiener Kindergärten und Horten versorgt. Die Speisepläne für das Mittagessen richten sich nach den Empfehlungen der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung (ÖGE): Es werden täglich drei Mahlzeiten angeboten – Gabelfrühstück, Mittagessen und Jause. Im Kindergarten wird zweimal pro Woche die Hauptspeise von einer Suppe begleitet, dreimal pro Woche von einem Dessert. Kinder in Kleinkindergruppen erhalten aufgrund ihres erhöhten Flüssigkeitsbedarfs dreimal Suppe und zweimal Dessert. Mindestens einmal pro Woche stehen Fleisch, Gemüse und Fisch als Hauptbestandteil auf dem Menüplan.

Aktive Kids essen mehr

Ob Kinder neben drei Hauptmahlzeiten einen Snack brauchen, hängt laut Experten von Faktoren wie Aktivität oder Geschlecht ab: Ein- bis Dreijährige brauchen zwischen 1100 und 1300 Kalorien pro Tag. Ein Quetschbeutel auf reiner Obstbasis hat rund 55 Kalorien – ähnlich viel wie ein Apfel, aber der ist halt nicht so trendig.

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