Feinschmecken in Lech: Murmeli

Feinschmecken in Lech: Murmeli
Oberlechs meistbegehrte Terrasse: Wer jetzt noch keinen Tisch für den Restwinter gebucht hat, hat leider Pech gehabt. Oder braucht exzellente Beziehungen. Von Alexander Rabl
Feinschmecken in Lech: Murmeli

Das Murmeli liegt mitten im autofreien Oberlech, etwas versteckt zwischen den kleinen und nicht ganz so kleinen Hotels. Abends kochen sie nur für Pensionsgäste. Mittags gibt es eine der besten Küchen Oberlechs auch für Schifahrer und Schneespaziergänger. Das Ehepaar Strauss zieht hier seit fast fünfzehn Jahren eine eigene Küchenlinie durch, die sich keinen Deut um aktuelle Moden schert und es für wichtiger findet, ausschließlich mit den besten Produkten zu arbeiten. Aber das wichtigste: sie kochen so, dass das Essen einfach Spaß macht. Kleiner Wermutstropfen in der Frittatensuppe: Um diese wenigen Plätze auf der Murmeli-Terrasse ist ein ziemliches Griess.

Es schmeckt einfach

Feinschmecken in Lech: Murmeli

Viele Habitués buchen mit ihrem Winterurlaub am Arlberg auch gleich den Tisch im Murmeli. Warum tun sie das eigentlich? Das kleine Lokal eignet sich - wie der ganze Ort - nur sehr wenig zum Posing, sondern hat eher intimen Charakter. Die Aussicht hat man von anderen Terrassen auch. Es liegt also an der Küche. Der Chef Richard Strauss legt jeden Tag eine neue Auswahl vor, daneben gibt es die Klassiker des Hauses. Alles, was ich probiere, schmeckt ganz wunderbar. Es ist ohne Spielereien und Effekthascherei genau die Art von Kost, die man auf einer sonnigen Terrasse in den winterlich herausgeputzten Bergen braucht. In Oberlech ist es ja, wenn es sonnig ist, verdammt sonnig. Und so sehen die Gerichte, die Strauss servieren lässt, auch sehr farbenprächtig aus, damit die Gäste hinter ihren Shades erkennen können, was sie da essen.

Muscheln am Berg? Aber ja

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Zum einen ist das ein köstlich zartes Vitello Tonnato, das mit einem Klecks Pesto (hey, ist das gut!) noch an Farbe und Geschmack gewinnt, und anders als seine Verwandten nicht durchgebraten, sondern innen fast roh ist. Während mit der Thunfischsauce eher sparsam umgegangen wurde, eher im Stil eines Carpaccio alla Cipriani. Auch Muscheln aus der Bretagne stehen auf der Karte. In Weißweinsauce. Der dem regionalen Kochen zugewandte Ostösterreicher könnte sich jetzt aufregen, warum es auf der Alm Meeresfisch geben muss. Aber in Lech ticken die Uhren anders. Und der Bergort ist auch den Pariser Fischmärkten beträchtlich näher als der Anti-Fisch-Stadt Wien. Im Murmeli - wie auch in fast allen Lecher Toprestaurants -  haben sie Zugang zur echten Einserware. Diese Muscheln sind also dicke und herrliche Burschen, die würzige Sauce dazu ist so toll, dass ich zweimal Baguette nachordern muss.

Folgen Sie den Anweisungen des Personals

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Was der trotz (oder wegen?) Gästeansturms gut gelaunte Service empfiehlt, sollte der Gast im Murmeli auch bestellen. Zum Beispiel den Hausklassiker Riesengarnelen der Sorte Wildfang, riesige Trümmer, gekonnt gewürzt und gebraten auf Wok-Gemüse und dünnen Nudeln. Eine herrliche Stärkung, nach der man sofort wieder in den weißen Ring steigen möchte (Anm.: Skirunde zwischen Lech und Zürs). Oder auch Lasagne. Was nach einer rustikalen Speise fürs schifahrende Volk klingt, gerät Richard Strauss zur Delikatesse. Mehr, mehr, denkt sich der Gast auf der Terrasse und bestellt noch ein Viertel vom Weißen aus dem Burgund. Vielleicht noch einen Beerenschmarren, um den sich unter Eingeweihten ebenfalls viele Legenden ranken? Doch da verschwindet die Sonne hinter den Baumwipfeln und jetzt in die Stube hineingehen wäre auch irgendwie feig. Der Schmarrn muss bis zum nächsten Mal warten.

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