Wie essen wir morgen?
Cavalli tut es, Missoni ebenfalls und auch Bulgari oder Versace. Wir reden nicht von der Arbeit an den nächsten Winter- oder Frühjahrskollektionen, sondern von Restaurants. Essen ist ein derartig zentrales Thema der Alltagskultur geworden, dass es nun sogar dort stattfindet, wo man es nie erwarten würde. Zum Beispiel im Haute-Couture-Flagshipstore.
Raum für kleine Produzenten
Diese Ausweitung ist nur ein kleiner, aber äußerst spannender Aspekt der aktuellen Trends in der Food-Szene. Denn er zeigt, wie intensiv die Foodbranche derzeit ständig neu erfindet. Der deutsche Gastrokritiker Clemens Niedenthal vergleicht die momentane Lage mit jener der Tonträgerindustrie Ende der 1990er-Jahre. Das heißt, klassische Vertriebskanäle gehen verloren.
Essen im Designershop
Food-Trends zeigen für Rützler immer Lebensgefühle und Sehnsüchte auf. "In ihnen spiegeln sich längerfristige gesellschaftliche Veränderungsbewegungen sowie der kulturelle Wertewandel wider." Da bedient etwa der eingangs erwähnte Trend vom Essen im Designershop das Bedürfnis nach Individualisierung, Mobilität oder Globalisierung.
Food-Trucks rollen an
Längst strukturieren nicht mehr die Mahlzeiten den Arbeitstag – sondern unser Essverhalten passt sich den Rhythmen des Erwerbslebens an. Für Rützler heißt das: "Wir essen, wann wir Zeit und Hunger haben. Das bedingt, dass kleine Mahlzeiten zwischendurch häufiger werden." Im Sog von Individualisierung und Gesundheit wird da das Essen vom "Fast Food" zum "Fast Good". Die Schnell-Esser von heute setzen damit auf Qualität, Regionalität oder Saisonalität.
Renaissance der Markthalle
Dort einzukaufen werde viel stärker zum sozialen Ereignis stilisiert, als es im Supermarkt je möglich wäre. "Es sind Szene-Treffpunkte und Tummelplätze einer neuen Generation von Konsumenten, für die nicht das unaufwendige Besorgen möglichst billiger Lebensmittel im Zentrum steht, sondern das Zelebrieren eines genussorientierten Lebensstils.
- Essen wird spirituell: Spirituell begründete Lebensweisen werden verstärkt zum Lifestyle. International werden "koscher" oder "halal" nicht mehr als strenge religiöse Gesetze von Juden und Muslimen wahrgenommen, sondern als anerkannte Trademarks für bewusste Ernährung. Der hierzulande starke Vegan-Trend zeugt hingegen von einer säkularisierten Spiritualität.
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Essen ist immer und überall: Essen ist ein zentrales Thema in der urbanen Alltagskultur und verlässt seine angestammten Orte und traditionelle Mahlzeitsysteme. Food Trucks, Street Food, hoch qualitative High-End-Zustell- dienste oder Pop-up-Restaurants zeigen, dass gut essen nicht nur auf Restaurants beschränkt sein muss.
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Schnelles Essen, aber mit Qualität: Bei schnellem Essen sind andere Kriterien als früher wichtig – es soll zwar schnell, aber gesund und genussvoll sowie fair und nachhaltig sein. Dazu werden immer differenziertere Konsumentengruppen immer individueller versorgt. Dadurch feiern Klassiker wie Burger, Fish ’n ’Chips oder das in Europa in Vergessenheit geratene Pastrami-Sandwich ein Revival.
Gut und gesund
Das ist der derzeit wichtigste große Trendcluster im Foodbusiness. Er zeigt eine Sehnsucht vieler –auch junger – Konsumenten, diese beiden Begriffe in den Essalltag zu integrieren.
Selber machen
Selbst Gemüse anbauen, selbst Bier brauen, selbst Fleisch räuchern – "do it yourself" boomt und macht immer mehr Konsumenten Spaß. Dieser Trend gilt als besonders hip und wird als Signal gegen die jahrzehntelang gewachsene Entfremdung von unseren Nahrungsmitteln gesehen. Selbermachen gilt auch als Zeichen dafür, dass Qualität und Handwerk neue Aufmerksamkeit erleben.
Global, Fusion, Hybrid
Vor allem in Gastronomie und im Lebensmittelhandel will man weiterhin mit kreativen Innovationen punkten. Regionale Lebensmittel boomen zwar weiterhin, aber auch globale Ernährungseinflüsse lässt man sich nicht entgehen. Doch wenn die Vielfalt zur Norm wird, wird die richtige Vorauswahl für die Konsumenten– etwa in Form von Spezialisierungen – wichtiger. Dafür stehen konsequent lokal orientierte Lokale oder vegane Supermärkte.
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