In Österreich beschäftige weder der Bundespräsident, noch der Kanzler einen Vorkoster, heißt es aus Bundeskanzleramt und Präsidentschaftskanzlei, wo die Anfrage des KURIER für Amüsement sorgte. Davon abgesehen halten sich Geheimdienste auf der ganzen Welt bedeckt, wenn es um Vorkoster geht. Welche Staatsoberhäupter heute noch ihr Essen testen lassen, bleibt meist geheim.
Trotzdem: Wenn die Mächtigen dieser Welt zusammentreffen, werden immer noch große Summen für das Vorkosten der Speisen bezahlt - beim G20 Gipfel in Toronto 2010 sollen es laut Medienberichten ganze 900.000 Euro gewesen sein. Es muss den Job also noch geben, über den schon die Schriftsteller im antiken Rom schrieben.
Der Vorkoster unter Mordverdacht
„Damals war Giftmord die beliebteste Methode, einen politischen Widersacher aus dem Weg zu räumen“, erklärt der Historiker Werner Tietz. Am römischen Kaiserhof entwickelte sich daher das Vorkosten zu einem eigenen Berufsstand. „Wer zum sogenannten Collegium Praegustatorum gehörte, war so stolz darauf, dass er das sogar in seiner Grabinschrift vermerken ließ“, sagt Tiezt. Dabei seien es vor allem Sklaven und Eunuchen gewesen, die das Essen des Kaisers vorkosteten.
Einer der spektakulärsten Vergiftungsfälle ereignete sich im Jahr 54, als Kaiser Claudius wahrscheinlich an einem vergifteten Pilzgericht starb. Sein Vorkoster hingegen erfreute sich bester Gesundheit und wurde sogleich verdächtigt, selbst an dem Mord-Komplott beteiligt gewesen zu sein.
In der Renaissance kamen Arsen-Morde besonders in Mode. In Italien soll es sogar Preislisten gegeben haben, wie viel die Vergiftung von wem kostete - naheliegend, dass zu dieser Zeit Vorkoster besonders gefragt waren. Das änderte sich, als Giftmischungen immer ausgefeilter wurden, Vergiftungssymptome daher erst einige Zeit nach der Einnahme des Gifts eintraten und auch ein Vorkoster nicht immer rechtzeitig darauf aufmerksam machen konnten.
Hitlers 15 Vorkosterinnen
Ganz starb der Beruf dennoch nie aus. Adolf Hitler soll so große Angst vor einem Giftanschlag gehabt haben, dass er ab 1942 sogar 15 Vorkosterinnen kommen ließ, wenn er sich im Führerhauptquartier Wolfsschanze aufhielt. Dabei handelte es sich keineswegs um gut bezahlte Feinschmecker, sondern um von der SS dazu gezwungene junge Frauen.
Noch strengere Sicherheitsvorkehrungen als Hitler traf der irakische Diktator Saddam Hussein. Angeblich beschäftigte er nicht nur mehrere Vorkoster, sondern ließ seine Speisen auch auf radioaktive Verseuchung untersuchen. Nach dem Tod seines liebsten Leibwächters und Vorkosters, Kamel Hana Gegeo, soll Saddam untröstlich gewesen sein. Getötet hatte ihn übrigens keine vergiftete Speise, sondern zwei Schüsse, abgegeben von Saddams Sohn Udai.
Von Moskau bis Washington
In der jüngeren Vergangenheit rief das aufsehenerregenden Gift-Attentat auf den russischen Ex-Spions Sergeij Skripal den Beruf des Vorkosters wieder in Erinnerung. Die Polizei hatte zunächst angenommen, Skripal und seine Tochter seien beim Essen in einer englischen Pizzeria vergiftet worden. Das stellte sich zwar wenig später als falsch heraus, Russlands Präsident Vladimir Putin, der bereits einen Vollzeit-Vorkoster hatte, soll den Fall dennoch zum Anlass genommen haben, sein Team zusätzlich aufzustocken. Auch auf sämtlichen Reisen lässt er sich nun von seinen Vorkostern begleiten.
Um einiges diskreter geht der amerikanische Secret Service mit dem Thema um. Die Frage, ob US-Präsidenten einen Vorkoster haben, hat er nie eindeutig beantwortet. Ein Pariser Bistro bestätigte allerdings, dass der ehemalige Präsident Obama einst in Begleitung seines Vorkosters zum Essen mit dem französischen Präsidenten Sarkozy erschien. Gekostet wurde noch in der Küche. Von einem Dinner Obamas mit Senatsmitgliedern erzählt man sich, der Präsident habe den Hauptgang auslassen müssen, weil kein Vorkoster anwesend war. Stattdessen habe er nur hungrig auf den Teller gestarrt.
Und Donald Trump? Wie es der amtierende US-Präsident mit Vorkostern hält, ist nicht bekannt. Insider berichten aber, dass er es aus Sicherheitsgründen ohnehin vorziehe, unangekündigt bei McDonald's zu essen.
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