Die Krux mit dem Hendlhaxn

Hierzulande wird zumindest jedes zweite Brathuhn in der Gastronomie verspeist.
Auf den Tellern der Gastronomie landet oft Geflügel aus dem Ausland.

Wenn der Gast wissen will, woher genau die Hühnerbrust am Backhenderlsalat kommt, wird auch der gesprächigste Wirt gern wortkarg. Die Wahrscheinlichkeit, dass er im Großmarkt günstige Importware eingekauft hat, ist nämlich groß. Und das passt nicht ganz zum derzeit angesagten Trend hin zur Regionalität.

Diese Erfahrung hat jetzt auch die Tierschutzorganisation Vier Pfoten gemacht, wie der KURIER berichtete. Sie hat 28 Gastronomieketten in Österreich – von Supermarktrestaurants über Fast-Food-Ketten bis hin zu Autobahnraststätten – befragt, aber nur von zehn Auskunft erhalten. Das Fazit der Tierschützer: "Gastro-Unternehmer beziehen Huhn und Pute sehr oft aus dem Ausland."

Importierte Tierleid

Das liegt nicht nur am Preis, sondern auch am Angebot. Der Eigenversorgungsgrad Österreichs bei Geflügel liegt bei gerade einmal 67 Prozent, das heißt ein Drittel der Nachfrage muss durch Importe gedeckt werden. Schuld daran sind ausgerechnet die strengen Tierschutzbedingungen in Österreich, monieren Bauernvertreter. Die österreichische Regelung zur Besatzdichte im Hühnerstall liegt bei maximal 30 Kilo pro Quadratmeter, die EU schreibt dagegen 42 Kilo vor.

Sprich: Außerhalb Österreichs dürfen deutlich mehr Hennen auf gleicher Fläche gehalten werden. Bei Puten gibt es von der EU gar keine Einschränkungen. "Das führt dazu, dass in Polen doppelt so viele Tiere auf einem Quadratmeter gehalten werden wie bei uns", ärgert sich Michael Wurzer von der Zentralen Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Geflügelwirtschaft. Geht es nach Wurzer, sollte es mehr Geflügel aus heimischer Produktion geben: "Wir suchen intensiv nach zusätzlichen Unternehmern." Da ein moderner Stall viel kostet und mit umfangreichen Genehmigungen verbunden ist, scheuen viele zurück.

Entscheidet sich doch jemand für den Bau eines Stalls, ist er ziemlich schnell mit einer Bürgerinitiative konfrontiert, die eine Geruchsbelästigung befürchtet. Schließlich sind in modernen Ställen gut 40.000 Hühner untergebracht. Wurzer: "Die Menschen wollen Fleisch aus der Region, aber nicht, dass ein Stall in der Region gebaut wird."

Österreichweit gibt es 540 Betriebe mit Masthühnern und 150 mit Puten. Sie wollen nun mit einer AMA-Kampagne die hohen Standards in Österreichs Ställen besser kommunizieren. Wie auch die Tierschützer fordern sie, dass Gastronomen in den Speisekarten angeben, woher das Fleisch kommt. Schließlich wird mittlerweile jedes zweite Hendl in der Gastronomie gegessen und nicht mehr zu Hause zubereitet.

Die Idee mit der Herkunftsauszeichnung in Speisekarten ist freilich nicht neu. "Das haben wir schon gefordert, als die Tierschützer noch hinter dem Atomkraftwerk geschlafen haben", ätzt ein Bauernvertreter. Agrarier fordern zudem, dass öffentliche Einrichtungen heimischer Ware den Vorrang geben.

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