Delinski expandiert nach Athen

Lukas Zielinski
Delinski – die österreichische Restplatzbörse für Restaurants – geht Ende August in Athen und München online. Im Interview mit dem KURIER spricht Gründer Lukas Zielinski über das österreichische Start-up und die Erfolgsformel für Restaurants.

Der noble Kaasgraben in Wien-Döbling, ein lauschiger Dachboden in einem Einfamilienhaus. Bei Sonnenschein sitzen die vier Burschen mit ihren Laptops im Garten. Für seelische Notfälle gibt es eine Sauna. Hier liegt die Büro-Adresse des kleinen, österreichischen Start-ups Delinski. Ende August geht die Restplatzbörse für Restaurants in Griechenland und Deutschland online. In Österreich beteiligen sich derzeit 150 Wiener Restaurants und 25 Grazer Restaurants an der virtuellen Tischvergabe. Nach eigenen Angaben erwartet Delinski heuer einen Umsatz in der Höhe von 350.000 Euro. Im Interview mit dem KURIER spricht Geschäftsführer Lukas Zielinski, Sohn des prominenten Onkologens Christoph Zielinski, über die griechische Restaurantszene und den Traum von einer eigenen Grillhendlstation in der Wiener Innenstadt.

Delinski expandiert nach Athen
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KURIER: Im Herbst 2012 ist Delinski online gegangen. Wie sieht es mit Ihren Expansions-Plänen aus?
Lukas Zielinski:Ende August ist es soweit: Delinski wird in München und in Athen online gehen. Danach wollen wir nach Italien expandieren, auch Warschau und Istanbul sind interessante Märkte. Das österreichische Geschäft werden wir nicht ausbauen.

Gibt es in Griechenland überhaupt Rechnungen? Wovon 30 Prozent abziehen?
Zielinski: Die Griechen sind reformiert und brauchen Delinski, um Geld zu sparen. (lacht) Athen ist wegen des Einzugsgebiets von vier Millionen Einwohnern ein sehr interessanter Mark, hier werden wir mit einem Franchisenehmer zusammenarbeiten. Die ersten Restaurants sind bereits an Bord und die Website ist fertig programmiert. Das deutsche Geschäft werden wir selber managen.

Kann man die Restaurantszene in Athen mit Wien vergleichen?
Zielinski: Ich glaube gar nicht, dass Österreich das beste Land für uns ist. Richtung Süden geben die Menschen mehr für Essen aus, die Deutschen geben prozentuell am wenigsten aus. Ich rechne damit, dass in Italien mehr Leute an uns interessiert sind als in Österreich.

Wie schwierig war das Netzwerken im Ausland?
Zielinski: Wir mussten bisher überhaupt nicht selber auf die Suche nach Partnern gehen. Es kamen sogar Anfragen aus Toronto, Montreal und Mexiko City. Unser griechischer Geschäftspartner hat von unserem Modell gehört und ist an uns herangetreten.

Delinski expandiert nach Athen
Wie würden Sie das Geschäftsmodell in einem Satz erklären?
Zielinski: Wir sind die Restplatzbörse für Restaurants. Aufgrund der hohen Fixkosten wie Mieten und Personalkosten zahlt es sich für Gastronomen aus, dass sie ihre Tische füllen und dem Kunden einen Nachlass anbieten. Es bringt nichts, wenn die Tische leer bleiben und das Personal herumsteht. Seit Jahrhunderten gibt es die Kapazitätsauslastung in Fabriken, für manche Dienstleistungsunternehmen ist dieser Gedanke jedoch neu.

Und die Restaurants verdienen weiterhin genug, wenn sie dem Gast 30 Prozent nachlassen?
Zielinski: Der Wareneinsatz in der Gastronomie bewegt sich bei 30 Prozent, in der Systemgastronomie sogar zwischen 15 und 20 Prozent. Wenn das Restaurant 70 Prozent bekommt, hat es noch immer einen guten Teil seiner Kosten abgedeckt und behält sich aus den guten Zeiten einfach einen höheren Teil des Profits. Im Unterschied zu anderen Aktionen wie Groupon: Dort müssen sie dem Kunden 50 Prozent nachlassen und Groupon 50 Prozent von ihrem Teil abtreten, die Firmen steigen also mit einem Gewinn von nur 25 Prozent aus.

Delinski expandiert nach Athen
Einer Ihrer Freunde hatte von dem amerikanischen Model gelesen und vorgeschlagen, es für den österreichischen Markt zu adaptieren. Warum war das notwendig?
Zielinski: In Amerika ist alles okay, um Geld zu verdienen. In Österreich darf nichts peinlich sein, es darf nichts unelegant sein: Der Gast darf auf keinen Fall Gerichte bekommen, die nach Nachlass schmecken. Und das Restaurant darf auf keinen Fall zugeben, dass es leer ist.

Sie sind ein Branchenbeobachter: Wie lautet die Formel für ein gut gehendes Lokal in Wien?
Zielinski: Keine lila Loungemöbel, die nach Flughafen aussehen. Und ein Schanigarten ist ein Musthave, aber das Geschäft darf nicht nur über den Schanigarten laufen, sonst steht das Lokal im Winter leer. Es muss das ganze Paket passen. Eines meiner Lieblings-Restaurants, das auch bei Delinski dabei ist, ist das Hill im 19. Bezirk. Ein super Koch, aber die Location ist wahnsinnig schwierig. Man muss sich natürlich die Beispiele genauer ansehen: Auch innerhalb eines Bezirks gibt es Lagen, die weniger gut funktionieren. Zum Beispiel wenn die Location ab vom Schuss ist. Zu guter Letzt bleibt Döbling ein kulinarisches Rätsel.

Sie wollen selbst ein Restaurant eröffnen. Sparen Sie schon daraufhin?
Zielinski: Ja. Zehn Jahre wird es aber noch dauern, bis ich das Startkapital zusammen habe. Ich bin kein Freund der leichten Küche, wo man das Restaurant hungrig verlässt. Ich würde nur ein bis zwei Gerichte anbieten, die dafür perfekt schmecken: Ein Restaurant für Grillhendl wäre ein Traum.

Wenn Sie keine Geldsorgen hätten: Für welchen Bezirk würden Sie sich für Ihr erstes Restaurant entscheiden?
Zielinski: Für die Innere Stadt: Im 1. herrschen so viele Faktoren vor, die das Restaurant auch in schlechten Zeiten abfangen. Touristen beispielsweise, die vorbei kommen und etwas essen müssen. Das Schweizerhaus dort, wo das Segafredo ist, wäre optimal. Ich glaube schon, dass eine versteckte Location funktionieren kann, wenn sie abseits von den Touristenströmen ist. Die Albertina liegt nicht direkt an der Kärntnerstraße, aber ist dennoch gut erreichbar.

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