Mehr als hundert Jahre und nicht vom alten Eisen
Den Eintretenden begrüßt eine Melange aus Gesprächsfetzen und Löffeln, die in Kaffeetassen klimpern. Behände schlängelt sich Kellner Ernest durch die Sitzreihen und serviert die berühmte Prückel Crème (Mokka mit Obers). Ernest ist bereits sieben Jahre Kellner, das Kaffeehaus am Stubenring in der Inneren Stadt ist freilich älter.
Als Herr Prückel um 1905 das Café vom Radrennfahrer Lurion übernahm, wollte er eigentlich eine Kaffehaus-Kette machen. Zu einem zweiten Lokal kam es nie. Dafür erfreut sich das Kaffeehaus auch nach über 100 Jahren größter Beliebtheit. Hierher kommen Menschen, um auf abgewetzten Sesseln in Ruhe Zeitung zu lesen oder sich mit Geschäftspartnern zu treffen. Laut Besitzerin Christl Sedlar sind täglich bis zu 130 Laptops im Kaffeehaus in Verwendung. Es ist dieser Mix aus Alt und Neu, der den Charme ausmacht.
Eine Tatsache, die Sedlar unglaublich freut. Denn zur Zeit des Kaffeehaussterbens stand sie kurz vor dem Verkauf: „Jeden Tag ging ich durch das Lokal und dachte: Das musst du hergeben.“ Dass sie ihr Lebenswerk nicht verlor, verdankt sie Johannes Spalt, damaliger Rektor der Angewandten. Selbst Stammkunde, sprang er ihr uneigennützig zur Seite.
Früher soll sogar Präsident Heinz Fischer öfters Gast gewesen sein. Mit Margit Binder – als sie noch nicht seine Frau war und im nahen MAK arbeitete.
Zur Abstimmung:
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Die UNESCO erhob die Wiener Kaffeehauskultur zum immateriellen Kulturerbe. Um sich mit diesem Prädikat schmücken zu dürfen, müssen „echte Wiener Kaffeehäuser“ eine Reihe von Kriterien erfüllen. Dazu gehört das Glas Wasser zum Kaffee ebenso wie der Tisch, auf dem die Zeitungen liegen. Ein Ober im Smoking, Großzügigkeit im Raum, das Slow-Food-Konzept, wonach die Gäste ohne Konsumationsdruck lange sitzen bleiben können – „das alles spielt mit“, erklärt Berndt Querfeld, Obmann der Wiener Kaffeesieder.
In drei Kategorien können KURIER-Leser nun die beliebtesten Kaffeehäuser Wiens wählen: Im 1. Bezirk, im „2. bis 9. Bezirk“ sowie im „10. bis 23. Bezirk“. Teilnahmeschluss ist der 25. April. Mehr Infos unter KURIER.at/kaffeehaus
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