Frauenhuber: Das älteste Kaffeehaus Wiens

Cafe Frauenhuber Kaffeehaus Binder
KURIER Leser-Umfrage: Wählen Sie Wiens schönstes Kaffeehaus.

Im Café Frauenhuber im 1. Bezirk legt man auf zweierlei größten Wert: auf Gemütlichkeit und Tradition. Schließlich handelt es sich um das älteste Kaffeehaus Wiens. Hier verwöhnten einst Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven mit Tafelmusik die Gäste. Das Frauenhuber gehört zu jenen 142 Betrieben, aus denen KURIER-Leser ihr Wiener Lieblingskaffeehaus wählen können.

Frauenhuber: Das älteste Kaffeehaus Wiens
Die Chronik des Hauses in der Himmelpfortgasse 6 ist bis ins Jahr 1314 zurückverfolgbar. Wo sich Anfang des 14. Jahrhunderts eine Badestube befand, kehrte mit Ignaz Jahn, dem Leibkoch von Maria Theresia 1788 die Nobelgastronomie ein. Nachdem Ignaz’ Sohn Franz den Betrieb verkauft hatte, übersiedelte 1824 Alois Hänisch mit seinem Kaffeehaus vom alten Fleischmarkt in die Himmelpfortgasse. Ab 1891 befand sich dann das beim gediegenen Wiener Bürgertum beliebte Café Frauenhuber in dem Haus. Und 1968 erstand schließlich Gastronom Raimund Binder – der Vater des jetzigen Eigentümers – das Lokal.

Neben der Tradition, die man dem liebevoll gepflegten und nur vorsichtig renovierten Interieur ansieht, legt Besitzer Wolfgang Binder größten Wert auf das Thema Gemütlichkeit. In plüschigen roten Nischen hat jeder Gast seinen eigenen kleinen Bereich. „Den Gästen geht es um das Ambiente, um das Bedientwerden. Der Gast muss das Gefühl haben, dass er noch gern gesehen ist“, meint er.

„Gnädige Frau“

Frauenhuber: Das älteste Kaffeehaus Wiens
Bedient wird man von fünf höflichen Obern im Frack, die sich nur beim Vornamen rufen lassen – natürlich immer mit „Herr“ kombiniert. Der „Herr Hannes“ und seine Kollegen reden dafür die Gäste noch mit „Gnädige Frau“ und „Gnädiger Herr“ an. Kellnerin gibt es im Frauenhuber keine. „Das unterscheidet uns von einer Konditorei.“

Zur Eigenart eines echten Kaffeehauses gehört für Binder auch, dass es zum Verweilen einlädt. Hektik ist hier fehl am Platz. Dementsprechend wenig hält der Chef von Kaffee zum Mitnehmen – und auch Gäste, die im Stehen einen kleinen Schwarzen an der Schank hinunterkippen, machen ihm keine große Freude. „Weil schnell trinken kann man im Sitzen auch.“

Kulinarisch bewegt man sich auf traditionellem Terrain: Die Haustorte mit Äpfeln, Mohn und Nüssen gehört genau so zu den Spezialitäten des Hauses wie Klassiker der Wiener Küche. Das Salonbeuschel mit Servietten- knödel oder Augsburger in diversen Variationen erfreuen sich beim Stammpublikum großer Beliebtheit.

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1683 Befreiung Wiens durch kaiserliche Truppen. Fast zwei Monate hatten die Türken unter Kara Mustapha die Stadt belagert. Die Unterlegenen ließen Kaffeesäcke zurück.

1685 Eröffnungdes 1. Wiener Kaffeehauses durch Johannes Deodat am Haarmarkt (heute: Rotenturmstraße 14).

1700 Gründung der Wiener Kaffeesieder-Innung.

2011Ernennung der Wiener Kaffeehauskultur zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO.

142 „echte Wiener Kaffeehäuser“ haben die Chance, als UNESCO-Kulturerbe anerkannt zu werden. Um sich mit diesem Prädikat schmücken zu dürfen, müssen sie eine Reihe von Kriterien erfüllen. Dazu gehört das Glas Wasser zum Kaffee ebenso wie der Tisch, auf dem die in Holzbögen eingespannten Zeitungen liegen. Die traditionelle Möblierung mit Thonet-Sesseln ist genauso wichtig wie plüschige Sitzlogen. Ein Ober im Smoking, dafür keine Kellnerin, Großzügigkeit im Raum, das Slowfood-Konzept, wonach die Gäste ohne Konsumationsdruck lange sitzen bleiben können – „das alles spielt mit“, erklärt Berndt Querfeld, Obmann der Wiener Kaffeesieder.

Bleibt die Frage, ob immer alle Kriterien zutreffen müssen. Unbestritten ist für den Chef des Café Landtmann jedoch: „Das Wiener Kaffeehaus ist ein Ort des Treffens und des Redens – und heute vielleicht noch begehrter als früher, weil die neuen Medien die Leute isolieren.“ Als Kaffeehaus-Betreiber ruhe man zwar in der Tradition, müsse aber auch in die Zukunft blicken: Zum einen hätten die Gäste „Sehnsucht nach einem Ort, der sich in den letzten 100 Jahren nicht verändert hat“. Zum anderen bedürfe es zeitgemäßer Gastronomie.

In drei Kategorien können KURIER-Leser nun die beliebtesten Kaffeehäuser Wiens wählen: Im 1. Bezirk, im „2. bis 9. Bezirk“ sowie im „10. bis 23. Bezirk“. Teilnahmeschluss ist der 25. April.

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