Bowle: Der Hingucker bei jedem Sommerfest
In den 60er und 70er war sie der Star eines jeden Sommerfests: die Bowle. Oft war sie eine Mischung aus Dosen-Obst, billigem Wein und noch billigerem Schnaps. Ein dicker Kopf war da vorprogrammiert – wohl ein Grund, warum das Mischgetränk so nach und nach aus der Mode kam.
Bis jetzt: Denn das Kultgetränk der Babyboomer steht in Bars und Beisln immer häufiger auf der Karte. Und auch bei privaten Festen findet das Gemisch aus Früchten und Alkohol wieder Anklang. Das hat auch ganz pragmatische Gründe: Statt jedem Gast einen eigenen Cocktail zu mixen, kann man die Bowle gut vorbereiten – nur den sprudelnden Sekt oder Champagner gibt der Gastgeber erst kurz vor dem Servieren in die Schale.
Nur die besten Früchte
Wer die perfekte Bowle will, der muss allerdings im Vorhinein einiges beachten. Profis wie Patrick Burger, der als Barkeeper engagiert werden kann (www.bartendersball.at), wissen das. Sein Tipp: „Am besten beginnt man mit der Vorbereitung am Vortag. Nur so haben die Früchte ausreichend Zeit, sich mit dem Wein zu vermischen.“ Die verwendeten Früchte sollten reif, aber keinesfalls überreif sein: „Vermeiden Sie braune Verfärbungen und jede Art von Druckstellen an den Früchten. Das kann Ihnen die ganze Bowle ruinieren. Das Endprodukt schmeckt nicht gut und schaut auch nicht gut aus“, warnt der Drink-Experte.
Ab in den Eisschrank
Wie aber geht man die Bowle an, damit sie so schmeckt wie vom Profi? Damit das Getränk das Fruchtaroma annimmt, schneidet der Barkeeper diese immer in gleich große Stücke: „Selbst Heidelbeeren oder Brombeeren halbiere ich“, erzählt er. Das Obst vermischt er mit dem Wein – ist das Gemisch zu sauer, wird es mit einem guten Sirup vermischt: also die Erdbeerbowle mit Erdbeersirup, Brombeerbowle mit Brombeersirup oder Cassis. „Ein genaues Rezept und eine Regel, wie viel Süßes man zugibt, gibt es nicht, weil die Früchte immer eine unterschiedliche Säure haben.“ Für Burger ist es ganz wichtig, dass der Sirup keine Diskonter-Ware ist, sondern ein qualitativ hochwertiges Markenprodukt. Oder noch besser: selbst gemacht.
Nicht verwässern
Rund zwei Stunden lässt Patrick Burger diese Wein-Obst-Sirup-Mischung stehen. Dann füllt er einen Teil des Ansatzes in ein Gefriersackerl – sein Trick, um die Bowle längere Zeit kühl zu halten. Kurz vor dem Servieren legt er den Eisblock zum restlichen Getränk. „Das hat den Vorteil, dass die Bowle nicht so verwässert wird, wie es bei Eiswürfeln der Fall wäre.“ Übrigens: Wer Gin, Wodka oder sonst etwas Hochprozentiges in die Mischung gibt, der sollte das immer machen, bevor er einen Teil einfriert.
Nur die besten Zutaten
Egal, welchen Alkohol man verwendet: „Es sollte alles nur von guter Qualität sein. Der Schampus soll trocken sein – je trockener desto besser. Die Süße erhält die Mischung nur von den Früchten und dem Sirup“, macht Burger klar. Was aus seiner Sicht überhaupt nicht geht: „Früchte aus der Dose. Das ist schon sehr geschummelt.“ Auch Mineralwasser ist für Patrick Burger ein No-Go. Eine richtige Bowle ist für Burger nur eines: „Früchte, eventuell Sirup, Wein, Hochprozentiges und Sekt – mehr nicht.“
Ein sehr traditioneller Cocktail ist übrigens die Waldmeisterbowle, auch Maibowle genannt. Sie wurde im 19. Jahrhundert entwickelt und war in der Zwischenkriegszeit der heimliche Star bei Mai-Festen. Ist die Bowle fertig, serviert er sie im Sektglas mit Spießchen, mit denen die Fruchtstücke „geerntet“ werden können. Wer von Mama oder Oma noch ein altes Bowle-Set ausleihen kann, der darf natürlich auch das verwenden. Wer öfters eine Bowle machen will, der kann sich auf Flohmarkt-Plattformen oder beim Altwarenhändler nach einem Service umschauen.
Ohne Wein, ohne Sekt
Und was bietet man den Kindern an? „Die dürfen eine alkoholfreie Bowle schlürfen. Statt Wein verwendet man Fruchtsaft, statt Sekt Mineralwasser, und der Fruchtanteil darf ruhig etwas höher ausfallen.“
Bowlen werden übrigens immer kalt getrunken. Das gilt z. B. auch für die Sangria – der spanische Klassiker, der nie ohne Orange und Rotwein getrunken wird und am Ballermann als Billigversion zu haben ist.
Die Feuerzangenbowle wie man sie aus der berühmten Filmkomödie mit Heinz Rühmann kennt, ist dagegen ein Punsch. Das wärmende Getränk wird heute kaum noch serviert. Aber wer weiß, vielleicht erlebt auch dieses alte Rezept demnächst eine Auferstehung – Kopfschmerzen inbegriffen.
Pfirsichbowle
Zutaten
250 Gramm Pfirsiche
1 Liter trockener Wein
Wodka nach Belieben
evtl. Pfirsich-Sirup
1 Liter trockener Sekt
Zubereitung: Am Vortag die Pfirsiche schälen und das Fruchtfleisch in gleich große und mundgerechte Stücke schneiden, Wein darüber gießen und mit Sirup abschmecken. Nach zwei Stunden einen Teil in einen Gefrierbeutel geben und in den Tiefkühler legen. Restliches Gemisch mit Wodka abschmecken – das gibt der Bowle die nötige Tiefe und Breite. Kurz bevor die Gäste kommen, gibt man den Eisblock in die Wein-Früchte-Mischung und schüttet einen Liter trockenen Sekt dazu. Den Cocktail mit einem Spießchen servieren.
Waldbeerenbowle
Zutaten
250 Gramm blaue Beeren wie Brombeeren und Heidelbeeren. Wer will, kann auch Stachelbeeren untermischen.
1 Liter trockener Weißwein
ca. 25 bis 50 ml Cassis
Gin nach Belieben
1 Liter trockener Sekt
Zubereitung: Die Beeren halbieren – auch die kleinen, damit die Früchte besser mit dem Wein interagieren können. Dann fährt man so fort wie bei der Pfirsichbowle (oben): Den Mix mit Cassis abschmecken und einen Teil in den Tiefkühler legen. Danach die Mischung mit Gin verfeinern. Kurz vor dem Anrichten gießt man den Sekt dazu. Es ist angerichtet!
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