Bio-Brot aus dem Copy-Shop
Im Copy-Shop von Brigitte Macho in der Heumühlgasse in Wien-Wieden gibt es alles, was das Kunden-Herz begehrt: Broschüren, Plakate, Visitenkarten. Oder auch: Feigen-Chili-Chutney, Kriecherl-Marille-Nektar und Zwetschken-Birnen-Röster.
Von der "Geiz-ist-geil-Gesellschaft" hatte Brigitte Macho irgendwann genug: "Ich wollte im Fuzzikleinen dagegen ankämpfen." Deshalb verkauft sie in ihrem M+N-Copy-Shop auch Lebensmittel von Klein-Produzenten. Zu den Visitenkarten gibt es jetzt das Kilo Bio-Brot dazu.
Der Copy-Shop von Brigitte Macho steht stellvertretend für das, was in dieser Stadt aktuell stattfindet. Ein Umdenken. Vielen Großstädtern ist die Anonymität im Supermarkt zu viel geworden. Sie sehnen sich nach Produkten mit Persönlichkeit.
Umdenken
"Dieser Laden war ein großes Glück für mich", sagt Zauner. Er weiß jetzt, woher sein Essen kommt, wie der Bauer heißt, bei dem sein Essen wächst und wer die Menschen sind, die ihm sein Essen verkaufen. Sie heißen Annemarie Wanner und Georg Rohrauer. Gemeinsam betreiben sie im burgenländischen Lackendorf eine Bio-Landwirtschaft mit 150 Bienenvölkern und 30 Hektar Streuobstwiesen. Annemarie und Georg wollten etwas "dazu" machen. Aus ihrem Honig machen sie Honig-Senf (mit hausgemachtem Honigessig und Senfkörnern aus dem Seewinkel). Sie produzieren Powidl, Kräuterketchup und Chutneys. Alles, was nicht von ihrem Hof kommt, beziehen sie von befreundeten Landwirten.
Das ist auch Rainer Neuwirth, Michael Schruef und Thomas Poscher aus Wieselburg aufgefallen. Über ihren Online-Bauernladen MyProduct.at verkaufen sie Spezialitäten und Handwerkserzeugnisse von etwa 200 Klein- und Mittelbetrieben in Österreich. 42 Prozent ihres Umsatzes machen sie in Wien.
Ähnlich ist es bei den "Frischen Fritzen". Seit 2013 produzieren Julia Ramsmaier, Florian Bertich und Alberto Nodale Bio-Müsli und liefern es an Unternehmen und Schulen aus. Die Hälfte ihrer Kunden kommt aus Wien.
Geldfrage
Der Trend zu Spezialitäten von kleinen Betrieben ist auch Franz Windisch, Präsident der Wiener Landwirtschaftskammer aufgefallen. Doch der Trend beschränke sich auf gut ausgebildete Besser-Verdiener: "Es gibt die, denen bio, regional und saisonal etwas Wert ist. Und es gibt die, für die sich diese Frage gar nicht erst stellt."
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