Renzo Piano: Ein Lob auf die Leichtigkeit
Das Tragwerk und die Belüftungsrohre sind weiß bemalt, Rolltreppen und Treppen rot, Elektrik gelb, Wasserrohre grün und die Rohre der Klimaanlage sind blau gestrichen. Alle diese technischen Elemente sind sichtbar an der Gebäudeaußenseite angeordnet. Als das Kulturzentrum Centre Georges-Pompidou 1977 in Paris eröffnet wurde, gefiel die Architektur nicht allen Parisern.
Für den Architekten hingegen brachte das Centre Pompidou (auch Beaubourg genannt) mit einem Schlag internationale Berühmtheit: Der italienische Architekt Renzo Piano, damals 35, plante gemeinsam mit Richard Rogers das staatliche Gebäude. „Das Beaubourg ist in doppelter Hinsicht eine Provokation: zum einen eine Herausforderung an die gängige Architekturlehre, aber auch eine Parodie auf die technischen Spinnereien unserer Zeit“, verriet Renzo Piano dem Autor Philip Jodidio, der nun eine umfangreiche Monografie über ihn und sein umfangreiches Werk im Taschen-Verlag herausbrachte.
Renzo Piano wurde 1937 in der italienischen Hafenstadt Genua in eine Familie aus Bauunternehmern geboren. Schon früh entwickelte er eine Leidenschaft für Materialien – als Kind liebte er es, seinen Vater auf Baustellen zu begleiten. Nach seinem Studium in Italien verschlug es den jungen Architekten für einen Studienaufenthalt nach London, wo er den britischen Architekten Richard Rogers kennenlernte, mit dem er den Wettbewerb für die Planung des Centre Pompidou gewann. „Ein Thema ist mir besonders wichtig: die Leichtigkeit. In meiner Arbeit versuche ich immer, immaterielle Aspekte wie Transparenz, Leichtigkeit und Lichtstimmung einzuplanen. Für mich gehören sie genauso zur Gesamtkomposition wie Formen und Volumen“, sagte Renzo Piano.
Eine Faszination entwickelte Piano auch für die Ingenieurskunst. Diese zeigte sich auch darin, dass er mit seinem Freund und Ingenieur Peter Rice 1977 das Büro „Piano & Rice“ gründete. Die Beschäftigung mit Bautechniken ermöglichte es ihm, gängige Architekturkonventionen infrage zu stellen und mithilfe ungewöhnlicher Materialien spektakuläre Bauwerke zu planen.
1996 nahm Renzo Piano die Arbeit an einem der größten Bauvorhaben seiner Laufbahn auf: die Bebauung eines Teils des Potsdamer-Platz-Areals im Herzen von Berlin. Das weithin sichtbare Element dieses Beitrags ist die 45.000 Quadratmeter umfassende „debis“-Zentrale, die er mit einer Glaslamellen-Vorhangwand vor der eigentlichen Fassade versah.
Viel Aufmerksamkeit erhielt Piano auch für mehrere Projekte aus jüngerer Zeit: Er plante den Londoner „The Shard“, den höchsten Wolkenkratzer der EU. Und bekam als einer der wenigen europäischen Architekten den Zuschlag für Aufträge in New York City: The New York Times Building, die Morgan Library und das Whitney Museum of American Art.
2019 wurde übrigens ein Projekt in Österreich fertiggestellt: die Parkapartments am Belvedere im Auftrag der Signa-Gruppe.
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