Oliver Attensam: „Zahlen heuer Geld zurück“
KURIER: Sie feiern heuer 40 Jahre Attensam. Wie hat es begonnen?
Oliver Attensam: Meine Mutter hat sich Mitte der 1970er Jahre einen Halbtagsjob gesucht, das war bei der Firma Austroschnee im 18. Bezirk. Im Winter hat sie Überstunden gemacht, im Sommer war sie bei der Familie. Sie hat dann meinem Vater, er war Vertriebsleiter bei einer Likörfirma, erzählt, wie chaotisch es zugeht, wenn es schneit. Das hat ihn fasziniert und er hat meiner Mutter Tipps gegeben, wie man es besser machen kann. Das hat sie dem Chef erzählt und der wollte ihren Mann kennenlernen. So kam es, dass mein Vater den Job als Vertriebsleiter bei Austroschnee übernahm. Meine Eltern haben erkannt, dass die Kunden nicht nur Schneeräumung wollten, sondern das gesamte Betreuungspaket. Sie haben sich deshalb selbstständig gemacht, zu Beginn aber noch für die Firma Austroschnee gearbeitet.
Wann haben sich Ihre Eltern dann unter dem eigenen Namen selbstständig gemacht?
Das war 1985, da haben sie sich dann ganz auf eigene Beine gestellt. Ihr Büro war zunächst in unserer Wohnung, in einem kleinen Kammerl. So waren mein Bruder und ich von der ersten Sekunde an in die Firma involviert. Beim Abendessen war Dienstbesprechung, es ging fast nur um die Firma, mit all den Sorgen, die es gab. Später wurde ich sogar ausquartiert, weil die Firma mehr Platz gebraucht hat.
Da ich immer zu wenig Taschengeld für meinen Geschmack hatte, habe ich dann begonnen, für Stundenlohn in der Firma mitzuarbeiten, einkuvertieren oder Daten am PC eingeben.
Wie ist die Firma dann gewachsen? Der Büroplatz ist zu klein geworden und so sind wir 1990 in den ehemaligen Bahnhof Nussdorf übersiedelt. Den Lagerplatz hatten wir damals am Margaretengürtel, der war aber bald viel zu klein. Daher hatten wir hier in Klosterneuburg im Gewerbegebiet ein Grundstück bekommen und zur Werkstätte ausgebaut. Im Jahr 2000 wurde dann die Firma nach Klosterneuburg übersiedelt und das Betriebsgebäude ausgebaut. Kaum war es fertig, war es auch schon wieder zu klein.
Wie viele Gebäude besitzt Attensam jetzt am Standort?
In der Zentrale in Klosterneuburg haben wir sechs Gebäude.
Wann sind Sie ins Unternehmen eingestiegen?
Das war 1991. Mein erster Job war, eine Auftragsdatenbank für unsere Computer zu basteln. Um Angebote, Rechnungen und Kundendaten auf Knopfdruck verfügbar zu haben. Ich habe auch eine Auftragsdatenbank mit Immobilienunternehmen kreiert, eine Kundendatenbank.
Sie haben im vergangenen Jahr in einem Interview gesagt, dass, wenn es im Winter viel schneit, sich das positiv auf das Geschäft des nächsten Jahres auswirkt. Heuer hat es in Wien nur ein einziges Mal geschneit. Wie wirkt sich das auf das Geschäft 2021 aus? Werden bereits Winterdienst-Verträge storniert?
Wir haben keine Stornierungen, der Winter ist aber auch noch nicht vorbei. Wenn die Winter aber weiterhin so schneelos sind, wird das sicher ein Thema. Das Thema Klimawandel kann man nicht außer Acht lassen. Es gibt natürlich Kunden, die verlangen Rabatte. Wir haben auch Produkte, die darauf ausgelegt sind, dass man sich das Risiko teilt. Wobei wir Geld an die Kunden zurückzahlen unter einer gewissen Einsatzanzahl, das sind glaube ich zehn Einsatztage. Wir werden heuer zurückzahlen. Ich mache das aber gerne, weil das als fair angesehen wird.
Aber es wirkt sich auf den Umsatz aus?
Ja, es wirkt sich auf den Umsatz aus, aber es ist auch eine Investition, weil die Kunden dadurch Vertrauen aufbauen und bleiben. Das macht Sinn. Kosten, die in einem strengen Winter anfallen, wie Streugut, Benzin und Reparaturen an den Fahrzeugen, braucht man dafür nicht.
Was kostet die Winterbetreuung für ein Haus mit Zufahrt und Gehsteig?
Das fängt bei 200 Euro im Jahr an für ein kleines Haus mit Gehsteig. Für ein Haus mit Zufahrt und Gehsteig sind es 500 bis 600 Euro.
Wie schaut ihr Kundenmix aus?
Wir machen immer mehr bei Ausschreibungen mit, deshalb nimmt die Anzahl öffentlicher Aufträge zu. Derzeit sind zwei Drittel Hausverwaltungen, 15 Prozent Gewerbekunden, Privatkunden machen nur mehr 3 bis 4 Prozent aus, der Rest sind öffentliche Aufträge.
Sie haben 1500 Mitarbeiter, aus wie vielen Nationen?
37. Dieser Mix macht Attensam aus. Interessantes Detail: Weibliche Mitarbeiter reinigen vor allem Büros, männliche das Stiegenhaus. Wir schulen unsere Mitarbeiter nicht nur fachlich, sondern auch im Auftreten.
Wie viel hat Ihr Beschwerdemanagement zu tun – und welche Beschwerden treten häufiger als andere auf?
Das Thema beschäftigt uns natürlich, wir erheben diese Zahlen auch statistisch. Wir wollen das unter einem gewissen Niveau halten und drücken. Wenn Kunden unzufrieden sind, dann resultiert das ja in einer Kündigung. Ein Spitzenschneeräumtag in Wien ist es, wenn wir unter 500 Beschwerdeanrufe haben. Unter 1000 Beschwerden sind ok, über 1000 ist für uns eine Katastrophe. Wir wissen außerdem, nicht alle rufen an und beschweren sich. Wichtig ist, wie wir reagieren. Kunden bekommen eine Antwort, eine Erklärung und ein Vorher-Nachher-Foto. Die häufigste Beschwerde ist: Es war niemand da. Wir können aber nachweisen, dass wir da waren.
Wer reinigt bei Ihnen daheim das Haus?
Wir haben eine Haushälterin.
Die Hausbetreuung Attensam
Das Familienunternehmen wurde 1980 von Hans und Grete Attensam gegründet.
Heute verfügt das Unternehmen über 20 Standorte in ganz Österreich mit der Zentrale in Klosterneuburg.
1500 Mitarbeiter beschäftigt die Hausbetreuung, darunter 30 Meister (Gärtner, Elektriker, Gebäudereiniger, Schädlingsbekämpfer, Installateure und Baumeister), in Summe werden 1.300 Liegenschaften betreut.
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