Möbeldesignerin: „Bei mir herrscht absolute visuelle Stille"
Farbig gestrichene Wände, bunte Kunstwerke oder opulente Dekoelemente sucht man in der Wohnung von Ivana Steiner vergebens. „Ich könnte da nicht arbeiten“, sagt sie und präsentiert ihren aufgeräumten Schreibtisch, auf dem zwei Designbücher, Sketchbooks und ein Laptop liegen. Darüber hängen Pläne und Skizzen ihrer Ideen an der Wand. „Das sind die Entwürfe, die darauf warten, umgesetzt zu werden“, sagt die Designerin.
Im Gegensatz zu ihrem Einrichtungsstil sind diese farbig, dennoch strukturiert. „Ich suche immer nach der perfekten Linie, meine Sachen sind ausgefallener, extravaganter“, sagt die Möbeldesignerin. Steiner hat, bevor sie sich vor einem Jahr selbstständig gemacht hat, als Architektin gearbeitet, unter anderem die Klassen von Zaha Hadid und Farshid Moussavi besucht. Da ihr die Architekturplanung jedoch zu sehr ins Technische ging und das Design in den Hintergrund drängte, hat Steiner Grafikdesign studiert.
Als Möbeldesignerin verbindet sie diese beiden Welten, setzt etwa Metall und Glas, zwei Materialien aus der Architektur, bei ihren Modellen ein, versetzt sie mit Farbübergängen und Texturen, um das Harte weicher zu machen. Drei Fotos der Renderings hängen als Motivation über der grauen Couchlandschaft, im Wohnzimmerregal stehen weitere gerahmte Fotos – darunter „Magnus“, ein Esstisch, bei dem Steiner die Rauheit des Ausgangsmaterials und die Kälte von lackiertem Gold durch Form und Textur erwärmt.
Hier auf dem Sofa sitzt Ivana Steiner morgens gerne mit einer Tasse Kaffee, scrollt durch die Nachrichten und aktualisiert ihr Instagramprofil. „Anfangs habe ich nur die Projekte online gestellt, jetzt auch die Prozesse“, sagt sie und betont die Wichtigkeit der sozialen Medien, um sich als Möbeldesignerin eine Marke aufzubauen. Bei dieser Arbeit lässt sie auch gerne den Blick aus dem Fenster schweifen.
Das Wohnhaus, im Bauhaus-Stil errichtet, besticht durch große Glasflächen in jedem Zimmer – durch die die Natur ins Wohnungsinnere dringt. „Es hat schon etwas Meditatives, wenn man im Sommer krank im Bett liegt und ins Grüne schaut“, sagt Steiner. Um das Grün der Blätter zum zentralen Thema des Schlafzimmers zu machen, verzichtet sie auf Bilder, der begehbare Schrank ist hinter einem Vorhang versteckt. Ein Element, das sich durchzieht. Auch im Wohnzimmer verhindert ein Vorhang den Blick auf die Bücherrücken im Regal – ein weiterer Kunstgriff, um die Wohnung ruhiger und geordneter zu gestalten.
Nicht kahl
Anders als im Schlafzimmer setzen im Wohn-Ess-Raum die Stühle und Dekorationsartikel in verschiedenen Violett-Schattierungen Farbakzente zu den restlichen Grau- und Weißtönen im Raum. Zentrales Element bleibt aber der Esstisch. „Die paar Dekosachen habe ich, damit es nicht komplett kahl ist“, sagt die Künstlerin. Es sei generell schwierig, eine Designerwohnung und ein kleines Kind zu haben. Wenn ihre zweijährige Tochter älter sei, komme auch noch ein anderes Sofa ins Wohnzimmer.
Bis dahin bleibt die Möbeldesignerin ihrer Linie treu. Als sie mit ihrem Lebensgefährten gemeinsam in diese Wohnung am Wiener Stadtrand gezogen ist, musste sogar seine Mikrowelle weichen, weil Steiner deren roten Knopf als störend empfand. „Dafür sind meine Entwürfe bunter, das hält sich die Waage“, scherzt die Möbeldesignerin.
An der Wohnung schätzt sie nicht nur den Rundum-Ausblick ins Grüne, sondern auch die Stille. „Wenn ich die Fenster aufmache, höre ich höchstens Vögel“, erklärt sie den ausschlagenden Grund, warum sie sich damals für diese Wohnung entschieden hat. Diese Stille ist es auch, warum sich Ivana Steiner gegen einen Platz in einem Coworking-Space und für das Arbeitszimmer zu Hause entschieden hat.
Wobei das Faible für Reduziertheit nicht bei akustischen Komponenten endet, auch der Kleidungsstil der Designerin ist eine Reduktion. „Mit Schwarz reduziert man den Körper und es bleibt nur der Kopf, das Wichtige“, sagt Steiner. Müsste sie etwas Rotes tragen, würde das nicht mit ihrer Energie zusammenpassen, meint sie lächelnd.
Ivana Steiner ist Architektin und Möbeldesignerin. Soeben hat sie beim Förderprogramm „creative_pioneer“ eine Zuwendung zur Realisierung der Möbel sowie den Frauen-Bonus als Einzelgründerin erhalten. Nach ihrem Architekturstudium widmete sie sich mehrere Jahre dem Interior Design für die 5-Sterne-Hotellerie, wo auch ihre Liebe für Möbelstücke ihren Anfang nahm. In ihren Arbeiten verbindet Steiner Architektur und Grafikdesign zu außergewöhnlichen Möbelstücken. Sie arbeitet vorwiegend mit architektonischen Materialien wie Metall und Glas, die sich mit Texturen, metallischen Finishings und Farben zu einer Harmonie der Gegensätze verbinden. www.ivanasteiner.com
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