Der Paternoster – eine Wiener Spezialität
Ein Wien-Spezifikum stellen die zwei Sonderformen der Aufzüge – Rolltreppen und Paternoster – dar. „Sie sind vertikale Erschließungssysteme, die dort implementiert wurden, wo es darum gegangen ist, in relativ kurzer Zeit möglichst viel Personen zu transportieren: die Rolltreppe im Kaufhaus, der Paternoster im Bürogebäude“, sagt Stadtforscher und Historiker Peter Payer. 1876 war im General Post Office in London ein Vorläufermodell dieses permanent laufenden Aufzugs errichtet worden, allerdings nur für die Beförderung von Paketen. 1884 gingen in London und Glasgow die ersten Paternoster für Personen („Cyclic Elevator“) in Betrieb. Zwei Jahre später wurde im Hamburger Geschäftshaus Dovenhof der erste Paternoster in Kontinentaleuropa in Betrieb genommen. Rasch verbreitete sich hier der Spezialaufzug – vor allem in Deutschland und Österreich. In Wien wurde der erste Paternoster der Stadt im Juli 1906 im Wiener Landesgericht für Strafsachen installiert. Errichtet wurde er von der Firma Wertheim, die ebenso wie die anderen bekannten Wiener Aufzugsfirmen Freissler (ab 1910) und D’Ester ihr Portfolio dementsprechend erweiterten.
„Wien hat, was den Paternoster betrifft, eine besondere Stellung, weil noch besonders viele alte Paternoster erhalten und in Betrieb sind. Das gibt es in keiner einzigen Stadt weltweit“, sagt Payer. Derzeit sind sieben Geräte im Einsatz, davon vier wirklich alte: im Rathaus (1918), in der Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau (1913), im Haus der Industrie (1912, Bild oben) und im Trattnerhof (1910).
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