Junge Väter: Mit 23 schon Kinder? Frenkie Schinkels hat es gewagt
Kann man eine intakte Familie haben, wenn man in instabilen Verhältnissen aufgewachsen ist? Frenkie Schinkels, 56, Ex-Profi-Fußballer ist der beste Beweis dafür. „Ich habe vom Leben“, sagt er, „einige Schicksale um die Ohren gekriegt. Aber man muss wieder aufstehen.“ Wenn Schinkels von seinen Kindern erzählt, denkt er auch an die eigene Kindheit zurück. Als Einzelkind wird er vom Vater erzogen, weil die Mutter Depressionen hat. Schinkels ist zwölf, als er sie über ein Jahr lang durchgehend in der Psychiatrie besuchen muss. Die schwere Kindheit hat aber auch Gutes: „Sie hat dazu geführt, dass ich immer eine eigene Familie wollte.“ Mit zwei Plastiksackerln, seiner späteren Frau Esther und einem Yorkshire-Terrier, macht sich Schinkels von den Niederlanden auf den Weg nach Salzburg, wo er ab 1985 für den „Salzburger AK 1914“ spielt. 1986 zieht es ihn beruflich nach Osten, wo Wunschkind Romy in Mödling geboren wird. Schinkels ist erst 23 als er zum ersten Mal Vater wird. „Für mich war das ein Geschenk Gottes.“
Später folgen noch Samantha, heute 30, und die Zwillinge Sabrina und Kimberly, heute 27. Die Familie ist komplett – bis Schinkels Frau Esther mit 28 Jahren bei einem Verkehrsunfall stirbt. „Romy war sieben, Samantha fünf und die Zwillinge dreieinhalb.“ Von heute auf morgen ist der Profi-Fußballer Alleinerzieher. „Der erste Monat war schrecklich. Ich war jeden zweiten Tag betrunken. Dann wurde mir gesagt: ‚Pass auf! Wenn dir was passiert, kommen deine Kinder zu Pflegeeltern.‘ Das wollte ich nicht.“
Schinkels großes Glück heißt Romana. Er lernt sie ein halbes Jahr nach dem Tod seiner Frau kennen. „Ich sage ganz ehrlich: Alleine hätte ich das nicht geschafft. Es war mir zu viel.“
1997 kommt zum Vier-Mäderl-Haus Bruder Romario dazu. „Der Bub hat es schon noch kitschig gemacht. Als langjähriger Fußballprofi habe ich mir auch einen Sohn gewünscht.“
Frenkie ist nicht nur fünffacher Vater, sondern hat auch sieben Enkel. Immer wieder kommt die ganze Familie zusammen, ist sich eng verbunden. „Ich glaube, die Kinder schätzen, dass meine jetzige Frau und ich es geschafft haben, sie neu auf die Spur zu bringen.“ Romy, die Älteste bestätig das. „Wir stehen alle fünf mit beiden Beinen im Leben. Dafür bin ich den Eltern dankbar.“ Die Mutter einer Tochter arbeitet 35 Stunden pro Woche bei der PVA in St. Pölten. „Meine Tochter ist jetzt elf. Als sie acht geworden ist, dachte ich mir schon: In dem Alter habe ich einige Monate die Mutterrolle für meine Geschwister übernehmen müssen. Aber ich war immer ein sozialer Mensch. Deshalb war das selbstverständlich.“ Das Schicksal hat die Familie zusammengeschweißt. "Ich sag' immer: Wir sind wie die Mafia!"
Zur Mafia gehört auch Romario, das Kind der „zweiten Mama“, wie Romy Romana nennt. "Wir haben uns vor Kurzem alle an der gleichen Stelle ein Tattoo machen lassen.“ Für das enge Band, glaubt auch Schinkels’ Tochter Kimberly, haben den Grundstein die Eltern gelegt. „Wir haben gemeinsam viel durchgemacht. In solchen Zeiten sieht man, dass man sich auf die Geschwister verlassen kann, auf die Eltern sowieso.“ Das ist auch der Grund, warum die ganze Familie immer hinter dem Vater stehen wird, der wie er selbst sagt, „ab und zu polarisiert.“ Schinkels Sohn Romario, 22, verwaltet den Facebook-Account des Vaters. 435.000 Menschen haben zum Beispiel das Video mit Schinkels Polit-Appell gesehen. Die Botschaft: Mehr im Sinne von Kindern zu handeln. „Es taugt uns, dass er zu seiner Meinung steht. Da sind wir stolz auf ihn“, sagen Romy, die Älteste, und Romario, der Jüngste, unisono. Sie sagen ihm aber auch, wenn sie ein Video nicht gut finden.
Romario, wir ahnen es, ist nach dem Mann benannt, der in seinem Geburtsjahr 1997 als Fußballgott galt. Der Sport war es auch, der die Verbindung zwischen Vater und Sohn gestärkt hat. „Bevorzugt gegenüber den Mädchen hat er mich aber nie.“ Romario Schinkels macht derzeit eine Ausbildung zum Polizisten. „Zum Fußballer hat es leider nicht gereicht. Aber als ich neun Jahre alt war, hat der Papa in Kärnten als Trainer gearbeitet und ich durfte ihn in den Sommerferien zwei Monate zum Training und zu den Spielen begleitet. Das verbindet.“ Dass er einen berühmten Fußballer-Namen trägt, findet er „ziemlich lässig. Es ist mir auf jeden Fall lieber als ein Allerweltsname.“ Auch den zweiten Vornamen verdankt er einem Ballkünstler: Ronaldo. „Gemeint ist der von früher, der mittlerweile 150 Kilo hat.“ Romario nimmt's gelassen. „Der Name steht nur im Reisepass. Es benützt ihn keiner.“
Wenn man nach Fehlern des Vaters fragt, müssen die Kinder nachdenken. „Da fällt mir nur eines ein“, sagt Romy. „Als ich 13 war, hatte ich zum ersten Mal Liebeskummer. Die Mama war auf Skiurlaub und der Papa hat gefragt: ‚Was weinst denn so?‘ Als ich es ihm gesagt habe, meinte er nur: ‚Wegen einem Mann weint man nicht.‘ Da hätte er einfühlsamer sein können.“ Kimberly erinnert sich, dass „der Papa sehr streng gewesen ist.“ Er hatte bestimmte Vorstellungen davon, wie wir uns zu benehmen haben. Im Nachhinein gesehen völlig in Ordnung, als Teenager versteht man das aber nicht.“ Frenkie, Vater aus Leidenschaft, verschweigt auch nicht, dass es auch bei den Schinkels manchmal kracht. „Die Kinder wissen, wie ich bin. Direkt, geradlinig und korrekt. Es war mir wichtig, ihnen diese Werte zu vermitteln.“
Papa Frenkie Schinkels: 23 beim ersten Kind
Frenkie Schinkels wurde 1963 in Rotterdam geboren und kam als Fußball-Pro nach Österreich. Hier gründete er mit seiner späteren Frau Esther eine Familie mit vier Kindern. Bei der Geburt von Romy, 32, war Schinkels erst 23 Jahre alt. „Ich wollte damals unbedingt Kinder haben.“ Danach kamen Samantha, 30, sowie die Zwillinge Kimberly und Sabrina, 27, zur Welt. Als seine erste Frau Esther bei einem Verkehrsunfall mit 28 Jahren starb, war Schinkels Alleinerzieher, lernte aber nach sechs Monaten seine zweite Frau Romana kennen. Der gemeinsame Sohn Romario ist 22.
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