Ungeschminkte Wahrheit

Die Wienerin Sophie Strobele ist seit ihrem 16. Lebensjahr als Fotomodel international tätig.
Erst 23 und bereits seit sieben Jahren in der Welt der Schönheit unterwegs. Da hat man als Model allerhand Interessantes zu erzählen.

Als Model ist man seiner Agentur vollkommen ausgeliefert. Agenturen vermitteln Jobs, sie entscheiden über top oder flop und können daher Beginn oder Ende einer vielversprechenden Karriere sein. Die Exekutive jeder Agentur nennt sich Booker. Booker sind den ganzen Tag über am Telefon, um zwischen Auftraggebern, Fotografen und Models zu vermitteln. Und sie schlagen für jeden Job das ihrer Meinung nach beste Model vor. Daher ist es für jeden von uns ratsam, eine gute Beziehung zu seinem Booker aufzubauen.
Spoil your booker rotten, also etwa verwöhne deinen Booker auf jede nur erdenkliche Art – diesen gut gemeinten Rat höre ich sehr oft. Während ich persönlich jedoch einen freundlich-amikalen Umgang mit Bookern für völlig ausreichend halte, greifen manche Kolleginnen ein bisschen tiefer in die Trickkiste. Nach dem Motto quid pro quo wechseln da im Abtausch für einträgliche Jobs Geschenke wie eine Céline-Handtasche aus New York, ein Zimmermann-Bikini vom Shooting auf Mauritius oder ein Parfum aus dem Duty Free Shop den Besitzer.

Wer dieses Spiel nicht mitspielt, hat kaum eine Chance, aus dem riesigen Heer hoffnungsvoller Mädchen, die eine internationale Agentur im Angebot hat, herauszustechen.

Vor allem in den USA ist diese Art des Tauschhandels gang und gäbe, und da ganz besonders in Los Angeles. Aber es
wäre nicht L. A., wenn es nicht auch dafür ganz spezielle Regeln gäbe. Nicht nur im Gegenzug für einen Job, nein, zu allen erdenklichen Anlässen werden die Booker in der Stadt der Engel mit kleinen Aufmerksamkeiten daran erinnert, wer ihre Lieblingsmodels sind. Diese Form der Bestechung boomt besonders in der Vorweihnachtszeit. Gesundes Weihnachtsgebäck (it’s organic!) und schön verzierte Cupcakes finden da bevorzugt ihren Weg in die Agentur, natürlich versehen mit Grußkärtchen samt Setcard des Models, damit der Booker die süße Botschaft auch wirklich der richtigen Katja oder Kim zuordnen kann.
Dieser Überschwang an süßer Zuneigung veranlasste eine Agentur im figurbewussten L. A. jüngst zu folgendem Rundmail an ihre Model-Schäfchen: Wir bitten euch, künftig keine Bäckereien und Süßwaren mehr an uns zu senden. Herkömmliche Geschenke und Gutscheine sind aber natürlich auch weiterhin willkommen. Na dann …

Die Wienerin Sophie Strobele ist seit ihrem 16. Lebensjahr als Fotomodel international tätig. Sie lebte u.a. in Barcelona,
New York, Paris und London. Zuletzt fotografierte sie weltweite Werbekampagnen für Clinique und John Frieda und drehte einen TV-Spot für Garnier. Für die wird Sophie Strobele ab dieser Ausgabe von der nicht immer glamourösen, dafür aber oft unfreiwillig komischen Welt abseits der Kameras und Kampagnen berichten

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