Es ist jetzt ein Jahr her, da kam sie zu uns: Unser kleiner, grauer Umstand, wie wir sie nennen. Diesen Namen hat sie sich ehrlich verdient. Sie ist klein und grau und macht vor allem Umstände. Wenn sie aufgeregt ist, zum Beispiel, speibt sie auf den Teppich. Natürlich ist sie nicht immer aufgeregt, manchmal ist sie auch sehr aufgeregt. Aufregung ist ihr Aggregatzustand: Sie schlackert so wild mit den Ohren, dass man meint, sie werde jeden Augenblick wie ein Helikopter vom Boden abheben; sie rollt die Glupschaugen und schielt, als wäre sie Inspektor Columbo; sie hopst im Kreis und biegt den Körper fragezeichenartig nach links und rechts und sieht dabei aus wie eine Mischung aus einer Biene nach einem Kerosin-Einlauf und einem Fisch, der sich an Land verirrt hat; sie schnaubt so heftig, dass ihr der Rotz aus den Nasenlöchern fliegt. Mit all dem möchte sie ausdrücken: Ich hab euch lieb, habt ihr mich eh auch lieb?

Ihre ersten Monate verbrachte sie bei einem Paar in Simmering, dann kam sie in ein Heim in Gänserndorf, dort fanden wir sie. Jetzt lebt sie bei uns, frisst unser Klopapier, verfurzt die Luft und schläft am liebsten im Schmutzwäschekorb, an dreckigen Socken nagend. Am Anfang verstand sie nicht einmal „Platz“, inzwischen kann sie auf Befehl tanzen, Pfote geben und einen Football apportieren (sprich: zerbeißen), jeden Tag wird sie ein bisschen ruhiger, erwachsener, furchtloser. Sie sieht aus wie eine Kreuzung aus Fledermaus, Schwein, Esel und Yoda aus „Star Wars“, sie ist unsere kleine, neurotische französische Weihnachtsbulldogge, und wenn sie abends zwischen uns vor dem Fernseher liegt, auf dem Rücken, alle Viere in die Luft gestreckt, schnarchend und im Traum bellend, dann können wir uns nicht vorstellen, wie wir je ein Leben ohne sie ausgehalten haben.

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