Herzlich willkommen zu Teil zwei unseres aus aktuellen Gründen eingeschobenen Proseminars „Das Wesen des Lochs“. Heute befassen wir uns mit dem Lieblingsgegenstand der Lochologie, dem Emmentaler. Es geht um eine Frage, welche tatsächlich, ohne Schmäh, seit dem Mittelalter Philosophen und Physiker beschäftigt: Was ist eigentlich ein Loch? Beziehungsweise: Ist ein Loch überhaupt etwas? Besteht ein Loch aus dem, was es umgibt, oder besteht es aus nichts? Die Beziehung zwischen Loch und Emmentaler ist besonders kompliziert, denn sie definieren einander wechselseitig. Ein Emmentaler ohne Löcher wäre kein Emmentaler mehr, sondern einfach ein Kas’. Aber ohne Emmentaler wäre auch das Loch wenig interessant, man würde es wohl kaum in Folie einschweißen und im Supermarkt verkaufen. Offen bleibt die Frage: Wenn man, etwa aus Gründen des Kaloriensparens, nur die Löcher im Emmentaler isst – hat man dann trotzdem Emmentaler gegessen? Ist man dann satt? Und nennt man das, was nach dem Essen der Löcher übrig bleibt, immer noch Emmentaler?

Ein Sonderfall eines Lochs ist das Budgetloch. Denn das Budgetloch ist eindeutig nicht etwas, sondern nichts. Es besteht nicht aus Budget, also aus Geld, sondern aus Nichtgeld. Man kann mit dem Budgetloch nicht in dem Kaufmannsladen spazieren und drei Abfangjäger, die Leistung vom Meischberger und die halbe Hypo Alpe Adria kaufen. Nicht einmal eine Semmel. Zu den Besonderheiten des Budgetlochs gehört, dass es nicht nur tief, sondern auch hoch sein kann: Mehrfach wurde im Zusammenhang mit dem Budgetloch erklärt, man müsse jetzt genau schauen, wie hoch es sei. Ein Sonderfall des Budgetlochs wiederum ist das Erwartungsloch. Das Erwartungsloch von heute ist oft die Erinnerungslücke von morgen.

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