Ich gehe davon aus, dass unlängst Vatertag war. Ich schließe das aus dem Inhalt einer Aussendung. Da stand: „Sie trösten uns, wenn wir fallen, sie helfen uns bei den Mathematik-Hausaufgaben und bauen mit uns ein tolles Vogelhaus für den Garten. Liebe Papis, für all dies und noch mehr, wollen wir euch danken. (...) Am Vatertag ist für alle Väter der Eintritt zur Betriebsbesichtigung durch unser Kräuter-Sinnes-Erlebnis im Kräuterdorf Sprögnitz gratis.“ Als ich das las, dachte ich mir spontan: Sorry Kinder, ich konnte definitiv niemals bei der Mathematikhausübung helfen, und das Bauen eines „tollen“ Vogelhauses würde bei mir mit schweren Sach- bis Personenschäden enden, und ich will auch bitte nicht ins Kräuterdorf Sprögnitz, was immer das sein mag, – aber ich glaub, wir kommen ganz gut miteinander aus. Und das ist fein so.

Was das Vatersein betrifft, war ich definitiv kein Talent, ich musste diese Kunst erst erlernen. Ich hielt damals meinen neugeborenen Sohn in den Händen und empfand ein überwältigendes Gefühl: Überforderung.

Denn mein Sohn schrie. Keine Ahnung, warum. Vielleicht schrie er gegen die Zumutung an, ohne um Erlaubnis gefragt worden zu sein, auf diese Welt geschickt zu werden. Jedenfalls schrie er ohne Pause. Er schrie drei Monate durch. Danach schrie er ein bisschen weniger, aber immer noch oft (auch heute, 14 Jahre später, schreit er gerne, etwa, wenn ich seine Mathe-Hausübung nicht verstehe). Und während uns alle versicherten, dass wir gerade das höchste Glück genössen, waren wir so müde, dass wir auf dem Klo sitzend einschliefen.

Heute stehe ich mit meinem Sohn auf dem Seerock-Festival, und wenn Motörhead kommen, werden wir ein bisschen schreien, und es wird nichts Besseres geben.

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