Wahlberechtigter Alerm
Warum fahren wir so gerne auf Urlaub in fremde Länder? Vielleicht deshalb, weil das Nachhausekommen so schön ist – dieses wunderbare Gefühl, wenn man weiß: Jetzt bin ich wieder in Österreich, im Schrebergarten Eden. Wir Österreicher würden ja gerne über den Tellerrand schauen, aber leider hängt immer das Schnitzel drüber. Viele Menschen fürchten sich in fremden Ländern, was aber gar nicht notwendig ist – wir müssen uns nur an die Warnhinweise halten, dann kann uns nichts passieren. Zum Beispiel an jene Hinweise, die ein Leser auf einem Schild in einem Hotel in Rom entdeckte: „Imfalle eines Brandausbruchs, bewahren Sie Ihre Ruhe und rufen Sie nicht Feuer.“ (Man soll also nur seine Ruhe bewahren und nicht etwa die seiner Frau oder seiner Zimmernachbarin. „Feuer“ zu rufen ist verboten, man darf aber sehr wohl „Feuer“ flüstern oder etwas ganz anderes rufen, etwa „Guten Morgen“ oder den Namen der Zimmernachbarin oder „Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht“). „Wahlen Sie Nummer 9 und geben Sie Alerm.“ (Etwa, indem man „Alerm“ ruft, natürlich nur, wenn man wahlberechtigt ist). „Verlassen Sie Ihr Zimmer und schliessen Sie die Zimmermadchen.“ (Wenn Sie sich also nicht Ihrem, sondern im Zimmer der Zimmernachbarin befinden, haben Sie Pech gehabt – entscheidend ist aber, dass kein Zimmermadchen offen bleiben darf. Daher muss jedes Zimmermadchen stets einen Schlüssel für sich bei sich führen). „Bemuhen Sie sich zum nachsten angezeigten Notausgang.“ (Urlauber, die in der Begleitung von Kühen reisen, sind hier deutlich im Vorteil). „Branfall aufzung nicht benutzen.“ (Also: Nicht reden, nicht schlucken, nicht mit den Zimmermadchen schmusen, falls die nicht eh schon längst geschlossen sind; Speichel zum Löschen verwenden).
guido.tartarotti@kurier.at
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