Schwitzen wie eine Sau mit Ernst Grissemann

Wie ich einem Zauberer bei der Arbeit zuschauen durfte.

Ich sitze in der Garderobe, als Ernst Grissemann hereinstürmt, sich auf einen Sessel fallen lässt und ruft: „Fenster auf, ich schwitze wie eine Sau!“ Aber weil es eben Ernst Grissemann ist, der diesen Satz sagt, klingt er, als wäre er von Shakespeare: „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage/ob’s edler im Gemüt, die Pfeil’ und Schleudern des säuischen Schwitzens erdulden?“ In wenigen Minuten beginnt eine Galavorstellung, viele Künstler werden auftreten, mein Bühnenpartner Gerald Fleischhacker und ich sollen einen satirischen Beitrag abliefern, und wir dürfen mit Ernst Grissemann die Garderobe teilen. Falls Sie nicht wissen, wer Ernst Grissemann ist: Er ist Christoph Grissemanns Vater (früher hätte man gesagt: Christoph Grissemann ist Ernst Grissemanns Sohn). Er war Moderator, Ö3-Miterfinder, Tiroler ORF-Intendant und langjähriger Kommentator des Song Contests – und als solcher unvergleichlich darin, seinen Ekel vor manchen Beiträgen elegant anklingen zu lassen. Grissemann wird „The Voice“ genannt – seine Stimme ist unwiderstehlich. Grissemann ist müde, ein wenig genervt und kaum vorbereitet, aber keine Sekunde unfreundlich. Während draußen auf der Bühne ein eitler Komödiant bei einer Probe im letzten Moment die Technik mit Extrawünschen quält, trinkt Grissemann mit uns ein Bier und erzählt hinreißende Geschichten. Dann geht er auf die Bühne und macht einfach weiter: Er erzählt Geschichten, etwa über seinen Freund, den großen Satiriker Otto Grünmandl. Grissemann erzählt lang – aber das Publikum hängt an seinen Lippen. Er könnte noch zwei Stunden weiter erzählen, und niemandem wäre fad. Wir schauen vom Bühnenrand zu und denken: Es war uns eine Ehre, dass Sie uns in Ihrer Garderobe geduldet haben, Herr Grissemann. Und: Wie zum Teufel machen Sie das?

Die nächsten Termine für Guido Tartarottis Kabarettprogramm "Urlaubsfotos (keine Diashow)"

Samstag, 11. Oktober, 20.00
Stadttheater Walfischgasse
www.stadttheater.org

Freitag, 31. Oktober, 19.30
Theater am Alsergrund
www.alsergrund.com

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