Der Sinn des Lebens

Wir schenken unseren Kindern nicht das Leben, sondern den Tod.

Meine Tochter, 13, der Hund und ich wandern vom Frauenstein in die Klausen hinunter, das Leben fühlt sich gerade gut an, als meine Tochter plötzlich die Frage nach dem Sinn des Lebens stellt. Sie formuliert sie so: Wenn man am Ende eh stirbt – welchen Sinn hat dann die ganze Veranstaltung? Und was kommt nach dem Tod? Ich denke mir, Kind, warum musst du so nach mir geraten, möchtest du es unbedingt kompliziert haben?, und sage erst einmal nichts. Ich erinnere mich daran, was der wunderbare Autor Janosch einmal gesagt hat: Dass wir in Wahrheit unseren Kindern nicht das Leben schenken, sondern den Tod. Ich erinnere mich daran, was mein Vater oft sagte: Dass man in Wahrheit kein Kind in die Welt setzen dürfte, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. Und ich erinnere mich daran, was Andreas Vitasek in einem Programm gesagt hat: Dass das Leben in Wahrheit eine unheilbare Tröpfcheninfektion ist, die man mit Saufen bekämpfen könne, was zwar nicht helfe, aber immerhin lustig sei. Ich sage meiner Tochter, dass ich den Sinn des Lebens nicht kenne und nicht wüsste, was nach dem Tod komme, weil ich noch nie tot war. Und dass es, falls nichts komme, auch nicht so schlimm sei, weil es vor der Geburt ja auch nicht unangenehm war. Und dass wir, was für uns neugierige Nasen doch eine interessante Aussicht sei, es einmal herausfinden würden. Und dann sage ich meiner Tochter, dass sie diese Fragen getrost in eine Schachtel legen, die Schachtel in einen Tresor schieben und für viele Jahrzehnte vergessen könne, weil das alles noch so so so weit weg von ihr sei. Und dann nehme ich sie viel zu fest in den Arm und wir müssen sehr laut lachen, weil der Hund nämlich gerade auf seinen Doggenpopsch gefallen ist, was großartig dumm und lustig aussieht.

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