Parteitag in der Telefonzelle

Was ich von Herrn Telemax lernen durfte.

Wie man sich denken kann, bin ich ein großer Verehrer des Herrn Telemax. Herr Telemax schreibt Kolumnen – er nennt sie "Säulen", columna ist ja das lateinische Wort für Säule – die so tun, als würden sie sich mit dem Fernsehen befassen, in Wahrheit sind sie essayistische Miniaturen voll von eleganter Philosophie und feinem, im richtigen Moment auch derbem Witz. Wie alle guten Kolumnen sind sie nicht nur komisch, sondern auch traurig und blicken voll Mitgefühl auf das seltsame Tun der Menschen.

Dass mich Herr Telemax am 24. Jänner in seiner Säule lobend erwähnte, als Gleichgesinnten bezeichnete und sogar zitierte, versetzte mich in einen Zustand freudiger Hysterie, von dem ich mich bis heute nicht ganz erholt habe. Was ich, liebe Leute, beim Lesen des Herrn Telemax gelernt habe, ist ja nicht nur der schöne Imperfekt "frug", sondern die Neugier auf das Eigenartige, Merkwürdige, auf die Dinge, die man am Pannenstreifen des Lebens findet.

Derzeit fällt mir gerade auf, dass es Wörter gibt, die ihrer Bedeutung verlustig gehen, aber trotzdem im Sprachgebrauch bleiben. Ich denke da an die Welt des Telefons. Niemand hebt mehr einen Hörer ab oder legt ihn auf, trotzdem spricht man davon. In Wahrheit läutet auch kaum noch ein Telefon. Auch Witze verlieren ihren Sinn: Wenn man zum Beispiel sagt, ein Schauspieler, etwa Herr Maertens oder Herr Ofczarek, könnte aus dem Telefonbuch vorlesen und es wäre trotzdem spannend, dann wird bald niemand mehr wissen, was das bedeutet. Telefonbuch, das war einmal etwas sehr Dickes, Schweres, Langweiliges, heute ist es eine App, und warum sollte Herr Maertens eine App vorlesen? Es wird noch so weit kommen, dass man sagt "Das Team Stronach hielt seinen jüngsten Parteitag in einer Telefonzelle ab" und niemand lacht, meint ihr: GT.

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