Man hat mich wissen lassen, dass es wieder Zeit für eine Jahresbilanz sei, persönlich, wenn geht. Vor einem Jahr ist es H., dem Herrn, mit diesem niederschmetternd simplen Trick gelungen, mich auf die Ich-Zeug-Schiene zu setzen, auf der mein Buchstabenzug seither ins Nirvana fährt. Also gut, wenn ich es richtig verstehe, hat das Jahr 2013 mich vom ironischen Depressiven zum depressiven Ironiker verwandelt. Als ich neulich einem Freund erklären wollte, welchen unglaublichen Fortschritt das für unsereinen bedeutet, hat er mich angeschaut mit Augen wie Frühstücksteller. Was denn da bitte der Unterschied sei, wollte der Ignorant wissen. Ich frage mich, wie jemand, der so wenig Ahnung von der Feinmechanik der Seele hat, mit seinem Morgengrausen zurechtkommt, aber bitte, ist ja nicht mein Problem. Mein Problem ist, dass man als Autor von Ich-Zeug leicht einmal die Kontrolle über das Geschriebene verliert, wenn man sie denn je gehabt haben sollte. Irgendwann im Frühjahr des gerade zu Ende gehenden Jahres wurde mir zugetragen, dass in meinem Heimatort ein Briefumschlag mit ausgeschnittenen „Über Gott und die Welt“-Kolumnen eingetroffen sei. Im Begleitschreiben wurde eine Dame, die mir in mütterlicher Weise nahe steht, gebeten, sich mehr um mich zu kümmern, weil es mir, wie die beigelegten Ausschnitte ja wohl eindeutig belegen würden, überhaupt nicht gut gehe. Ich habe die Ausschnitte nie zu Gesicht bekommen, aber ganz offensichtlich stammten sie aus der Zeit, in der man mich noch als ironischen Depressiven bezeichnen konnte. Klar, um ironische Depressive muss man sich kümmern, wahrscheinlich mit Schlammpackungen, Elektrotherapie und Räucherkerzen. Ein depressiver Ironiker hingegen kann sich ganz gut um sich selber kümmern. Wer immer die Absenderin war: Vielleicht kann sie sich das für 2014 zu Herzen nehmen? Ja? Bitte. Danke.
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