Neulich, auf der „recomm13“-Konferenz in Kitzbühel, sprach der Architekt Michael Pawlyn, der an dem berühmten „Eden“-Projekt des britischen Architekten Nicholas Grimshaw in Cornwall beteiligt war. Dort wurden mit vollkommen neuen Materialien ziemlich spektakuläre Glashäuser gebaut. Das Prinzip, nach dem diese Architektur entwickelt wurde, lautet „biomimicry“: Um unser Hauptproblem zu lösen – dass wir nämlich der Mutter Erde Ressourcen entziehen, sie verbrauchen und dabei Müll produzieren –, sagt Michael Pawlyn, müssen wir die Natur imitieren. Außenhäute von Bürogebäuden, die zugleich Borkenkäfer und Tiefseefische imitieren, die Begrünung der Sahara durch eine Kombination von Solaranlagen und Gewächshäusern, deren Konstruktionsprinzipien man der Beschaffenheit von Wüstenflöhen abgeschaut hat, regionale Versorgungsunternehmen, bei denen es keinen Abfall gibt, sondern immer nur neue Rohstoffe. Ich finde das ziemlich schlau und es sieht auch schön aus. Kurz danach erzählte der amerikanische Mikrobiologe Dickson Despommier von seinem Projekt des „vertical farming“: Er hätte gerne, dass wir unser Gemüse – und irgendwann auch unsere zum Verzehr bestimmten Tiere – in Hochhäusern züchten, damit wir das jetzt für solche Sachen verschwendete Farmland „der Natur zurückgeben“ können. Sehr faszinierend zu sehen, wie die Leute von einem Stock des Bürohochhauses in den anderen gehen, um ihr Mittagessen zu pflücken. Über all dem stehen zwei Prinzipien: „Geschlossene Kreisläufe“ und „Restauration“ als Weiterentwicklung der „Nachhaltigkeit“: Es soll nicht nur alles so bleiben, wie es ist, sondern es soll so werden, wie es war. Ich glaube, das ist der Grund, warum sich mit meiner Faszination leichte Anflüge von ideengeschichtlichen Nesselausschlägen verbinden.
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