Ich gehöre zu den Menschen, die nicht sicher sind, ob sie den Sommer oder den Winter lieber haben und deshalb den Frühling und den Herbst besonders schätzen. Zwar würde ich einen sonnigen Wintermorgen oberhalb der Waldgrenze absolut jeder denkbaren Sommersituation, auch einem Maledivenstrandhaus inklusive Butler, Filmschönheit und hochwertigem Alkohol vorziehen. Aber wie oft erlebt man schon das eine oder das andere.Die Wirklichkeit hört auf Namen wie Schafbergbad und Hermannskogel, und das ist am Ende wohl auch der Grund für meine Übergangszeitenpräferenz. Ich glaube, dass die Menschheit ihr Überleben dem Frühling und dem Herbst verdankt und also der Tatsache, dass die Menschen wenigstens die Hälfte des Jahres angemessen bekleidet sind. Nicht so spärlich, dass es, je nachdem, aus Abscheu oder aus Gier zu Umbringungen der unschönen Art kommt. Und nicht so üppig, dass jeder Fortpflanzungsimpuls in Daunenwülsten und Pelzfalten erstickt.Ich habe während der vergangenen zwei Wochen mit wissenschaftlicher Gründlichkeit erforscht, wie lange ich in einer öffentlichen Badeanstalt überleben kann. Es sind ziemlich genau hundertundsieben Minuten. Sollte ich einmal gezwungen sein, es mehr als zwei Stunden zu schaffen, muss mir mein Freund, der Apotheker, helfen. Jede Stunde Schlaf, auch das habe ich überprüft, verlängert die Nettolebenszeit, die ich ohne psychische Erschütterungen in einer öffentlichen Badeanstalt verbringen kann, um fünfzehn Minuten. Ich müsste acht Stunden schlafen, um das Schafbergbad erst dreizehn Minuten vor Badeschluss zu verlassen.Das Problem ist, glaube ich, nicht die Tatsache, dass die Organismen, die in öffentlichen Badeanstalten den Boden bevölkern, nicht meinem oder überhaupt irgendeinem Schönheitsideal entsprechen. Das Problem ist, dass ich da bin.

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