Was die Produktion zwangsorigineller Wortungetüme betrifft, sind derzeit die österreichischen Friseure und Buchverlagsmarketingexperten weltweit führend. Ich habe ein gutes Jahrzehnt meines beruflichen Lebens versucht, meinen damals noch existierenden Einfluss zu nutzen, um ein möglichst vollständiges Verzeichnis der bescheuertsten Friseurladen-Namen erstellen zu lassen. „Hair Force One“ gehörte lange Zeit zu meinen Lieblingen, aber ich möchte hier nicht zu viel über die Geheimnisse der grenzdebilen Kapillarnomenklatur verraten, denn Sie sollen mir ja helfen: Bitte schicken Sie mir ein Mail, wenn Sie einen Friseurladen mit besonders dämlichem Namen sehen. Gemeinsam können wir es schaffen. In ähnlichen Kreativnöten wie die Friseure stecken offensichtlich auch die Buchverleger. Neulich las ich die Verlagsankündigung eines neuen Romans von Gabriel Barylli. Angeblich ist das schon der letzte Teil einer Trilogie (wer die ersten beiden Teile gelesen hat und noch dazu in der Lage ist, einen Computer zu bedienen, soll mir bitte auch ein Mail schreiben), er trägt den Titel „Wahrheit“ (Titelbild: Schwebender Ring über Sonnenaufgang).

In Teil eins und zwei haben wir angeblich Maria „als eine Frau der heutigen Zeit kennen gelernt, die auf der Suche ist nach Liebe, Klarheit in ihrem seelischen Erleben und nach einem Weg in Gemeinsamkeit mit dem Mann, den sie liebt“. Ich glaube verstanden zu haben, dass es hier um eine sehr allgemeine Seinsanordnung geht, was dabei helfen soll, dass die Leserin sich mit der Hauptfigur identifizieren kann. Eigentlich keine schlechte Idee. Ich fühlte beim Lesen der Ankündigung dessen, was ich nicht einmal unter ernsthafter Androhung von Folter lesen würde, nicht nur Ekel, sondern auch ein gewisses Maß an Erleichterung. Ich mache weiter.

Kommentare