So seid ihr Männer eben

Ein kleiner Skandal: Wie ich versehentlich in die Rolle des weinerlichen Genderdebattenopfers schlitterte

Vor Kurzem hatte ich einen Gender-Tourette-Anfall. Abendessen in der kunstnahen Szene, unverfängliches Gespräch über Geburten und was dabei so alles passieren kann. Eine Freundin erzählt, dass ihr Mann während der Geburt noch mal schnell in die Arbeit gefahren sei, um was zu erledigen und fügt beiläufig hinzu: „So seid ihr Männer eben.“

Muss man sich eigentlich nicht sonderlich darüber aufregen, denke ich mir heute. Meiner eigenen Wahrnehmung nach habe ich mich auch nicht besonders aufgeregt. Ich habe nur gesagt: „Das ist wirklich dumm.“ Die Folge war zuerst betretenes Schweigen und dann die Frage, warum um Himmels Willen ich jetzt wegen einer solchen Kleinigkeit einen Kampf begänne. Ich sagte, dass ich erstens keinen Kampf begonnen hätte und es mir zweitens langsam auf die Nerven gehe, dass der Satz „So seid ihr Männer eben“ von jeder Frau jederzeit unwidersprochen gesagt werden könne, während ein Mann, der sich zu der Aussage „So seid ihr Frauen eben“ versteigt, von Glück reden könne, wenn er dafür nicht strafrechtlich belangt wird. Ich musste feststellen, dass diese meine Erklärung nicht wesentlich zur Entspannung beigetragen hatte und sah für den Rest des Abends von weiteren Gesprächsbeiträgen zu dem Thema ab. Ich hatte mich disqualifiziert, war in die Rolle des weinerlichen Genderdebattenopfers geschlüpft, die angesichts der andauernden himmelschreienden Benachteiligungen, mit denen Frauen in unserer Gesellschaft konfrontiert sind, besonders verwerflich ist. Ich habe mich am Ende des Abends selbstverständlich für meine grobe Ausfälligkeit entschuldigt und werde so etwas auch nie wieder tun. Gott sei Dank hat sich der Skandal im kleinen, privaten Rahmen abgespielt, so bleibt mit neben der Scham die Hoffnung, dass sich die Sache nicht herumspricht.

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