Letzte Woche war ich wieder bei den Philosophen in Lech. Ich fand es ziemlich nett, dass sie diesmal das Thema mir gewidmet hatten: „ICH“. Seit ich hier für diese katholische Familienkolumne Ichzeug produziere, interessiere ich mich ja noch mehr für mich als vorher, und dass das inzwischen auch die Philosophen bemerkt haben, rührt mich irgendwie. Hätten ja auch über die Grundlegung zur Metaphysik der Sitten diskutieren können oder über das Für und Wider der Witwenverbrennung, aber nein, das Thema lautete „ICH“. Dieses Zeichen der persönlichen Wertschätzung der Philosophie mir gegenüber und der Umstand, dass die sich inzwischen in russischen Supermärkten die Schädel einschlagen, weil sie sich nicht auf eine gemeinsame Kant-Interpretation einigen können, lassen mich wieder an die Alltagstauglichkeit der Philosophie glauben. Vermutlich hat sich die Philosophie immer schon um mich gedreht, aber die Kerle waren entweder nicht dazu in der Lage, das in einfachen Worten auszudrücken, oder sie hielten das für eine besonders originelle Form von Diskretion. Dabei macht mir das meistens gar nichts aus, dass sich alles um mich dreht – die Philosophie macht das Ichkraut wirklich nicht fett – , ich habe gelernt, es mit großzügiger Gelassenheit zur Kenntnis zu nehmen.
Trotzdem war der Psychiater Reinhard Haller bei der Eröffnungsveranstaltung so diskret, eine mich betreffende Geschichte, die man ihm aus der „Presse“-Redaktion zugetragen haben muss, zu anonymisieren. In seiner Variante ging sie so: Zwei Manager sitzen in der Cafeteria und schimpfen über ihren Chef. Auf dem Höhepunkt seiner Emotionen ruft einer der beiden empört aus: „Dieser Pseudonarzisst!“ Wenn ich gewusst hätte, dass die mich so gut verstehen, wäre ich vielleicht noch eine Weile geblieben.
michael.fleischhacker@kurier.at
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