Der Poster als solcher ist, wie Sie vielleicht wissen, nicht mein Freund. Er hat zu viel Zeit und zu wenig Disziplin, er weiß zu viel und denkt zu wenig, er sabbert geistig.
Dass ich immer noch jeden Tag mindestens eine halbe Stunde damit verbringe, die von mir verachteten Hervorbringungen einer von mir geringgeschätzten Gruppe von Menschen zu konsumieren, wirft vermutlich nicht unbedingt ein gutes Licht auf mich. Aber es ist die Wahrheit, was soll ich machen.
Masochismus ist es, glaube ich nicht. Ich leide nicht gerne, und wenn, dann unter Dingen, die mir der gemeine Poster nicht bieten kann.
Voyeurismus? Schon eher, aber wenn mir der Sinn nach einer Kombination aus Aggressionsüberschuss und Reflexionsmangel steht, kann ich mich auch auf Herrn Fellners papierenes Buchstabenklo setzen. Nein, ich glaube, es ist die Hoffnung, die mich jeden Tag aufs Neue in die Foren treibt.
Irgendwann, denke ich, wird in dem ganzen Wahnsinn ein Genieblitz auftauchen, der mir den Eindruck vermitteln wird, dass es nicht umsonst gewesen ist. Vor Kurzem sah ich ein erstes schwaches Leuchten in der äußersten Finsternis. Nach dem ersten sogenannten Duell zwischen Werner Faymann und Michael Spindelegger im österreichischen Dudelfernsehen wurde die sogenannte Performance der Politikerdarsteller digital evaluiert. Was denn das für eine „Konfrontation“ gewesen sein solle, meckerte ein „Standard“-Poster, die beiden seien doch, politisch betrachtet, eineiige Zwillinge.
Nein, konterte ein mir nicht bekannter Anonymer (viele Anonyme kenne ich inzwischen), es handle sich nicht um eineiige, sondern um uneiige Zwillinge. Da hatte ich für einen kurzen, schönen Moment (unnötig, ich weiß: schöne Momente sind immer kurz) das Gefühl, dass doch noch alles gut werden könnte.
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